Den Nächsten gewinnen, nicht besiegen!

kurzandacht2_thumb[1]Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin (…). Matthäus 5,38ff
Diese Bibelstelle aus der Bergpredigt ist eine der herausforderndsten überhaupt für mich. Obwohl ich Christ bin und weiß, dass der Herr Jesus nicht nur die Wange für mich hingehalten, sondern sein Leben für mich gelassen hat, fällt es mir doch oft sehr schwer, es ihm gleich zu tun. Hier muss ich mich wieder neu auf ihn ausrichten und mein Leben mit ihm in Übereinstimmung bringen. Ein paar Gedanken dazu:

1. Sein Beispiel – unsere Verpflichtung
Der Herr Jesus hat uns vorgelebt, was er uns hier als Lebensweise vorgibt. Wie viel hat er im Leben und besonders am Kreuz von Golgatha für uns durchgemacht!
Doch wir sollten sein Leben nicht aus der Distanz beobachten, sondern sind dazu aufgefordert, seinem Beispiel zu folgen. In 1. Petrus 2,21 lesen wir: Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt.
Wir sind nach dieser Stelle also dazu aufgefordert, uns das Leben Jesu genau anzuschauen und so zu leben wie er.
Und das gilt für jeden Christen, nicht nur für eine Elite. Wir alle sind dazu berufen, das haben wir gerade lesen können. Bist du dir darüber im Klaren, dass du dazu berufen bist, wie der Herr Jesus zu leben? Ist das nicht eine enorme Verantwortung? Rüttelt dich das nicht auf?

2. Mehr als das Gesetz sagt
Der Herr Jesus bezieht sich mit dem Ausspruch „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ auf das alttestamentliche Gesetz (z.B. 2. Mose 21,23ff.; 3. Mose 24,20; 5. Mose 19,21). Entgegen einem weit verbreiteten Irrtum geht es in dieser Stelle nicht um reine Rache, obwohl der Aspekt der Strafe besonders in 5. Mose 19,21 betont wird. Vielmehr geht es um eine Art Verhältnismäßigkeitsprinzip: wenn jemand einen Schaden im Wert eines Auges hatte, durfte er auch nur Ersatz im Wert eines Auges verlangen bzw. richtete sich das Strafmaß nur nach dem Wert des Auges.
Obwohl das Gesetz gut war und von Gott eingegeben wurde (Römer 7,12; 1. Timotheus 1,8), geht es dem Herrn Jesus nicht um die Rechthaberei und die Strafe. Obwohl wir manchmal das Recht auf unserer Seite haben, verlangt er von uns Demut und Hingabe sowie Verzicht auf unsere Ansprüche.
Hier müssen wir uns ertappt fühlen! Handeln wir Christen nicht oft eher im Sinne des AT? Uns geht es so oft um unser Recht und wir setzen unser Recht mit den Ellbogen durch: ob am Arbeitsplatz, in der Gemeinde oder in der Familie. Wir wollen nie nachgeben!
Der Herr Jesus hat sich jedoch anders verhalten. Er hat nicht auf sein Recht bestanden, ob-wohl er Gottes Sohn ist. Er hat verzichtet und Einbußen hingenommen! Warum hat er das getan?

3. Gewinnen, nicht besiegen
So wie ich den Text verstehe, ging es dem Herrn Jesus immer darum, dass er seinen Nächsten nicht besiegen, sondern ihn gewinnen wollte. Darin liegt die Kraft echter Nächstenliebe. Er sah den Nächsten nicht als Gegner.
Wie gehst du mit deinen „Gegnern“ um? Siehst du sie als Menschen, die du besiegen musst und zwar um jeden Preis? Oder möchtest du sie für den Herrn Jesus gewinnen?
Ich gebe zu, mir fällt das gerade zur jetzigen Zeit nicht leicht. Wenn ich auf der Arbeit ungerecht behandelt werde und auch in der Gemein-de- und Jugendarbeit immer wieder Misstrauen zu spüren bekomme, dann versucht Satan mich oft damit, dass ich mein Recht durchsetzen möchte. Manchmal bin ich dann wie Johannes und Jakobus, die auch Donnersöhne genannt werden (Markus 3,17). Jesus musste sie hart zurechtweisen, als ihr Temperament mal wieder mit ihnen durchging (Lukas 9,54f.).
Stell dir doch mal deinen momentanen „Feind“ oder „Gegner“ vor. Hast du schon für ihn gebetet? Hast du schon um Liebe für ihn gebetet? Bist du bereit auf dein Recht zu verzichten? Bist du bereit, zu leiden und Einbußen hinzu-nehmen, ganz gleich, ob finanzieller oder nicht geldwerter Art?
Lasst uns dafür beten, dass wir dieses Prinzip Jesu verstehen und leben können!

<< PDF Herunterladen >>