Richtige und falsche Liebe

kurzandacht2_thumb1Wenn man im christlichen Sektor etwas über die Liebe schreiben möchte, sind damit unterschiedliche Reaktionen der Leserschaft vorprogrammiert: Entweder Langeweile (da das Thema irgendwie „ausgelutscht“ ist und Assoziationen an diverse Predigten vom lieben, lieben Papi-Gott weckt), Resignation (da das eigene Leben mit den scheinbar doch vom Leser klar verstandenen Aussagen Gottes irgendwie nicht übereinstimmt) oder vielleicht auch frenetischer Jubel (da der Leser nichts mehr hasst als das biblische Bild von einem heiligen Gott, der Sünde nicht duldet).
Mir geht es heute bei diesem weit reichenden Thema nur um zwei Punkte und ich muss bekennen, dass ich hier noch sehr viel lernen muss.

1. Der Kampf darum, geliebt zu werden
„Moment“, sagst du, „ich weiß, was jetzt kommt. Es kommen wieder die üblichen Phrasen, dass der Mensch sich nicht selbst lieben soll. Die Liebe Gottes reicht doch aus, etc.; ja, das weiß ich! Das ist nichts Neues“.
Stimmt, wenn Du so denkst, dann weißt du zumindest, dass beim Thema „Liebe“ Gott niemals außen vor gelassen werden darf. Schließlich ist Gott die Liebe in Person und echte Liebe kommt nur von ihm (1. Johannes 4,7.8.16 u.v.m.).
Der Herr Jesus ist uns ein Beispiel für diese glühende Liebe. Er hat sein Leben für uns hingegeben (1. Johannes 3,16). Nicht wir haben ihn geliebt, sondern er hat uns so sehr geliebt, dass er für unsere Sünden gestorben ist (1. Johannes 4,10). Er ist nicht gekommen, bedient zu werden – obwohl er das Recht dazu gehabt hätte –, sondern um zu dienen und sein Leben als Kaution für uns zu geben (Matthäus 20,28).
Und dennoch warne ich dich, das Thema zu schnell abzuhaken. Denn auch wenn Du Christ bist, muss ich dir sagen, dass es oft ein langer Weg ist zu erkennen, dass echte Liebe nicht auf sich, sondern auf Gott und den Nächsten gerichtet ist.
Ich habe oft genug versucht, durch coole Sprüche, Imponiergehabe, zwielichtige Handlungen, aber auch durch echte harte Arbeit, Einfühlsamkeit, Mitleid etc. Liebe zu bekommen. Ich war auf der Suche nach Liebe von anderen Menschen und habe darum gekämpft.
Versteh mich nicht falsch. Es ist natürlich nicht falsch, Liebe zu bekommen. Und es ist ein wunderbares Geschenk Gottes, wenn er das Herz eines Menschen zu einem anderen Herzen lenkt. Aber es ist nicht richtig, dass wir Gottes Liebe zu uns gering schätzen und die Liebe anderer Menschen zu unserem Götzen machen. Reicht dir die Liebe Gottes nicht? Oder traust Du ihm nicht zu, dass seine Liebe ausreicht?
R. C. Chapman, dessen empfehlenswerte Biographie ich momentan lese, hat es so ausgedrückt: Mein Geschäft ist es, andere zu lieben und nicht, die Liebe anderer zu suchen.

2. Herzliche, dienende Liebe
Wenn wir das o.g. Zitat beherzigen würden, würden sich sicherlich viele Christen gar nicht mehr so sehr krampfhaft nach der Liebe anderer Menschen sehnen.
Es erfordert ein radikales Umdenken, wenn wir das wahre Wesen der Liebe verstehen wollen: Liebe ist nicht selbstzentriert, sondern gott- und menschenzentriert. In unzähligen Bibelstellen gibt uns der Herr Jesus die liebevolle Anweisung, Diener in der Liebe für andere zu sein (z.B. Matthäus 20,26ff.; 1. Johannes 4,7.11). Hier haben wir noch so viel zu lernen, wenn wir unsere Art zu lieben mit dem Hohelied der Liebe in 1. Korinther 13 vergleichen.
In 1. Johannes 3,16 wird es deutlich und her-ausfordernd ausgedrückt: „Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben“. Es ist nach dieser Bibelstelle unsere Pflicht und darüber hinaus auch ein Kennzeichen des Heiligen Geistes in uns, dass wir uns für unsere Geschwister aufopfern und uns für sie hingeben.
Liebst Du einen anderen Menschen? Dann liebe ihn so wie Gott es möchte, aber denke, rede, fühle und handle nicht so, als müsstest du von diesem Menschen geliebt werden. Liebe kommt nicht immer zurück, das hat selbst der Herr Jesus schmerzlich erfahren müssen (Johannes 1,11). Dennoch liebte er die Menschen bis ans Ende (Johannes 13,1).
Fehlt dir hierfür die Kraft? Mir fehlt sie oft. Aber der Herr hat uns Weisheit versprochen, wenn wir ihn darum bitten (Jakobus 1,5). Nutzen wir dieses Angebot doch!

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