Das Evangelium – Kraft gegen Dummheit oder kräftige Dummheit?

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Der Apostel Paulus war Zeit seines Lebens der Verfechter eines reinen Evangeliums schlechthin. Er hatte das Evangelium durch eine Offenbarung erhalten (z.B. Galater 1,12; Epheser 3,3) und verkündete es wie die übrigen Apostel mit großem Eifer in Wort und Tat.

Sein Einsatz im Wort zeigt sich für uns in den in der Bibel enthaltenen Schriften. Mit seinen von Gott eingegebenen Briefen kämpft er unter Gläubigen und Heiden, Juden wie Nationen um dieses eine Evangelium. Dass die Bibel selber die Einzigartigkeit (Exklusivität) des Evangeliums beansprucht, ist vielen Menschen sicherlich nicht unbekannt. Bibelstellen wie Johannes 14,6 oder Apostelgeschichte 4,12 weisen darauf hin, dass nur in dem Herrn Jesus Christus das Heil zu finden ist. Nur durch ihn können wir Menschen zu Gott kommen. Es gibt keinen anderen Weg, keine andere Wahrheit, kein anderes echtes Leben.

Doch ist das Evangelium, die „Frohe Botschaft“ oder „Das Wort vom Kreuz“, wie es genannt wird, nur eine theoretische Wahrheit, der man Glauben schenken muss? Ist sie zu vergleichen mit jeder anderen Wahrheit, z.B. einer naturwissenschaftlichen, philosophischen, geisteswissenschaftlichen beispielsweise?

Römer 1,16: Die objektive „Power“ des Evangeliums für das Leben

In Römer 1,16 macht der Apostel Paulus deutlich, dass das Evangelium nicht nur eine trockene Lehre, sondern eine göttliche Kraft ist:

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.

Das Evangelium hat den Anspruch auf Göttlichkeit, sie ist keine menschliche Erfindung. Daneben ist es Kraft – das griechische Wort dynamis weist uns auf das deutsche Wort „Dynamik“ und damit eine wirksame, alles in Bewegung setzende Kraft hin. Ja, man kann sagen, dass das Evangelium zutiefst lebensverändernd ist, es hat etwas lockerer gesprochen richtige Power für unser Leben! Das Evangelium bewirkt die Rettung für jeden Menschen, egal welcher Abstammung, Rasse oder wessen Geschlecht man angehört.

Aus diesem Grund schämt sich der Apostel Paulus auch nicht, dieses Evangelium in seiner Schärfe weiterzugeben. Er geht keine Kompromisse ein und spricht deutliche Worte gegen Verfälscher (z.B. Galater 1,8f.).

Wie ist das bei uns? Akzeptieren wir diesen Anspruch des Evangeliums? Sehen wir das Evangelium als die objektive Wahrheit an, die das Leben jedes Menschen verändern möchte? Erzählen wir das Evangelium in der Schärfe weiter, wie es die Bibel uns vorgibt oder schaffen wir uns lieber unser eigenes Evangelium, indem wir wichtige Botschaften weglassen oder andere uns liebsame Botschaften hinzufügen? Und selbst wenn wir dies alles bejahen und sogar eine persönliche Beziehung zu dem Herrn Jesus Christus haben und ihn im Glauben in unser Herz gelassen haben: Drängt uns seine Liebe dazu, dass wir uns nicht schämen, sondern sein Wort klar und deutlich in Liebe weitergeben?

Leider merke ich an mir und an vielen anderen Christen, dass wir hier noch viel lernen müssen. Der Einsatz des Apostel Paulus fehlt mir manchmal! Wir beschäftigen uns stark mit der Theorie (was nicht schlecht ist!), sind aber im Ausleben der Wahrheit sehr schwach! Es trifft zu, wenn Howard Hendricks so humorvoll schreibt:

„Viele Christen gleichen schlechten Fotographien – überbelichtet und unterentwickelt.“[1]

 

1. Korinther 1,18: Irrsinn oder Rettung?

Die objektive Wahrhaftigkeit des Evangeliums muss jedoch subjektiv (persönlich) angenommen werden, sonst nützt mir das Wissen um diese Wahrhaftigkeit nichts. Heute versuchen viele Menschen uns weiß zu machen, dass das Evangelium nicht objektiv wahr, sondern nur wahr für den Glaubenden ist. Das ist so nicht richtig. Das Evangelium ist wahr, auch wenn jemand nicht daran glaubt, denn die Wahrheit des Evangeliums ist nicht von der Annahme oder der Glaubensüberzeugung der Menschen abhängig. Entweder, es ist wahr oder nicht.

Um die Kraft der Lebenserneuerung (man nennt es im Christenjargon Neugeburt oder Wiedergeburt) allerdings zu erfahren, ist eine persönliche Annahme der Wahrheit notwendig, sprich: Nur, wenn ich dem Evangelium (und damit an den Herrn Jesus, der für meine Sünden stellvertretend gestorben ist, die zentrale Botschaft des Evangeliums) glaube, d.h. darauf mein Vertrauen setze, erfahre ich die lebensverändernde Kraft!

Für die Menschen, die die Botschaft von Jesus Christus nicht annehmen, ist das Evangelium Torheit, man könnte auch sagen: absoluter Schwachsinn, Dummheit, Irrsinn! Der Apostel Paulus schreibt in 1. Korinther 1,18:

Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft.

Zählst du zu den Verlorenen oder zu den Geretteten? Glaubst du der Frohen Botschaft oder lehnst du sie ab? Ist es zu einer Lebensveränderung bei dir gekommen oder nicht?

Und auch wenn du erretteter Christ bist: Treibt dich das Evangelium dazu, anderen Menschen diese Botschaft fröhlich weiterzusagen (1. Korinther 9,16; 2. Korinther 5,14)? Oder hast du dich von dem Evangelium gelöst und gehst lieber eigene Wege, anstatt auf die Gnade völlig zu vertrauen (1. Petrus 1,13)?

Abschließende Gedanken

Wir haben gesehen, dass das Evangelium nach der Schrift die objektive Wahrheit ist, die aber persönlich angenommen werden muss! Dazu gehört es, die Person des Herrn Jesus Christus aufzunehmen (vgl. dazu das nachdenkenswerte Kapitel Johannes 6!) und das Vertrauen auf ihn als den alleinigen Retter zu setzen.

Leider lehnen die Menschen Jesus als Retter für ihr Leben ab. So wie es Andrew Bonar einmal ausdrückte:

„Many want salvation, but they do not want the savior.“[2]

Doch genug davon…für uns Christen besteht die Herausforderung darin, dieses Evangelium nicht zu verwässern. Leider gibt es viele Christen, die Teile des Evangeliums bewusst ablehnen (z.B. die Sünde, die Hölle, das Gericht) oder Dinge dem Evangelium hinzufügen (z.B. Wassertaufe als Rettung, Marien- und Heiligenverehrung, Evangelium + eigene Anstrengung als Grundlage für die Neugeburt etc.).

Dazu kommt auch noch, dass man versucht, das Evangelium „schmackhafter“ zu machen. Man versucht ausgiebig, rhetorisch sauber (politisch korrekt) zu klingen, keinen Anstoß zu erregen und auf böse Worte wie Hölle, Sünde etc. zu verzichten. Stattdessen soll ein wunderbares Rahmenprogramm den Menschen dazu beeinflussen, doch endlich die Botschaft anzunehmen (möglichst ohne Reue und Bekehrung!). Musik, viel Show und Action sowie viele Äußerlichkeiten sollen den Eindruck erwecken, dass das Evangelium „cool“ ist!

Dabei wird das Evangelium immer für die Menschen, die nicht glauben, eine Dummheit sein – egal, wie wir uns anstrengen! Und wenn es für sie keine Dummheit mehr ist, dann sollten wir uns die Frage stellen, ob wir noch das wahre Evangelium verkünden!

Versteht mich nicht falsch! Das bedeutet nicht, dass man auf Musik, eine verständliche Rede usw. verzichten sollte. Ich selbst sehe es als ein Zeichen von Nächstenliebe an, meinem Gegenüber das Evangelium auf eine ihm verständliche Weise weiterzugeben und ihm nicht einfach die Lutherbibel oder die Elberfelder um die Ohren zu knallen! Was jedoch definitiv falsch ist, ist der Gedankengang, wir könnten es durch irgendeine Taktik bewirken, dass die Menschen zum Glauben kommen – das wird nur durch den Heiligen Geist geschehen! Hüten wir uns davor, diese Aufgabe zu übernehmen und uns von dieser Abhängigkeit Gott gegenüber zu lösen!


[1] Howard G. Hendricks & William D. Hendricks: Bibellesen mit Gewinn, Christliche Verlagsgesellschaft mbH Dillenburg, 6. Auflage 2013, S.300.

[2] Warren W. Wiersbe: 50 people every Christian should know: learning from spiritual giants of faith, Grand Rapids: BakerBooks 2009, S. 80.

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