Nun, vermutlich wird allein schon dieser Titel bewirken, dass einige den Artikel lesen werden, die ansonsten eher lesefaul oder anderweitig interessiert sind.
Und dafür gibt es genügend Gründe: Zum einen spielt Sex in unserer Kultur auch in der Öffentlichkeit eine große Rolle. Gerade die Medien tragen dazu enorm bei. Im Fernsehen sind Filme mit sexuellem Inhalt (und wenn es auch nur einzelne Szenen sind) nicht wegzudenken – so traurig es ist. Doch seit vielen Jahren spielt wahrscheinlich das Internet eine noch größere Rolle. Der leichte Zugang zu pornografischem Material ermöglicht dem Menschen jederzeit, sich gedanklich über Stunden mit Sex in allen Variationen auseinanderzusetzen. Das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft nennt erschreckende Zahlen:
„42,7 Prozent aller Internetnutzer sehen sich pornographische Seiten an. 90 Prozent aller acht- bis sechzehnjährigen Kinder haben sich schon Pornographie im Internet angesehen.“[1]
Eine andere, aktuelle Studie stellt fest, dass religiöse Menschen im Vergleich zu nicht-religiösen eher das Gefühl haben, pornosüchtig zu sein, was wohl mit ihrer moralisch negativen Einstellung zu Pornos zu tun habe.[2]
Die Zahlen alarmieren und machen eine Beschäftigung mit dieser Thematik aus biblischer Sicht erforderlich. Leider kann ich hier nur kurz auf einige Punkte eingehen, aber ich möchte am Ende des Artikels einige Literaturempfehlungen zu dem Thema weitergeben.
Ziel dieses Artikels soll sein, eine biblische Perspektive für das Thema aufzuzeigen. Ich werde weniger über Pornografie schreiben als über Sex im Allgemeinen. Dann werde ich auf den Stellenwert der Ehe zu sprechen kommen und wie Ehebruch zu bewerten ist. Keinesfalls beanspruche ich Vollständigkeit, schon gar nicht biblische Vollständigkeit. Ich hoffe dennoch, dass der Artikel einige zum Nachdenken und zur praktischen Umsetzung verhelfen wird.
Was gehört alles zum Sex?
Wenn man einen Menschen auf der Straße fragen würde, was ihm zum Wort „Sex“ einfällt, würde er höchstwahrscheinlich zunächst an Geschlechtsverkehr denken. Und damit würde er sicherlich den intimsten Bereich benennen. Allerdings fallen auch andere Praktiken unter Sex. So formuliert Wikipedia, dass als Sexualpraktiken alle Handlungen bezeichnet werden, die subjektiv dem Erreichen sexueller Lust dienen und die auf sexuelle Befriedigung zielen.[3] Darunter kann z.B. auch ein Kuss fallen – muss allerdings nicht!
Sofern ich richtig liege, ist diese Definition auch im biblischen Sinne hilfreich, denn zum Sex gehört nach der Bibel meinem Verständnis nach nicht nur der Geschlechtsverkehr.
Warum Sex?
Wenn Sexualität doch so ein Bereich sein kann, wo viele Sünden geschehen, wie steht Gott dann zum Thema „Sex“ und warum hat er den Menschen mit sexuellen Bedürfnissen geschaffen?
Als Vorbemerkung möchte ich weitergeben, dass Sex in Gottes Augen gut ist! Es ist bemerkenswert, dass Gottes erste Aufforderung an die Menschheit mit Sex zu tun hatte (1. Mose 1,28). Er sagte nicht, dass sie sich bloß davor hüten sollten, sondern sagte, dass sie fruchtbar sein und sich vermehren sollten. Auch das Hohelied ist ein Beispiel dafür, dass Gott keinesfalls Sexualität als abnormal, unrein oder irgendwie dunkel und gefährlich wahrnimmt.[4]
Zunächst dient Sex zur Fortpflanzung und dieser Aspekt ist keinesfalls altbacken oder im Vergleich zum folgenden Punkt zweitrangig. Gott wollte, dass aus einer körperlichen (aber auch seelischen) und hingegebenen Intimität heraus Leben entsteht. Ob es Gottes Absicht war, dass Kinder auch durch unreine, bösartige und sündige Praktiken (z.B. Vergewaltigung) entstehen? Ich denke nicht! Warum schreibe ich das? Kann es nicht sein, dass viele Ehepartner gerade beim Geschlechtsverkehr sich selbst zu befriedigen versuchen? Kann es sein, dass wirkliche Intimität und Hingabe an den Partner nicht gegeben ist? Und kann es sein, dass bei vielen ein Unterschied zwischen dem Sex als Akt der Fortpflanzung und dem Sex als Befriedigungsakt gemacht wird? Ich möchte das kurz erklären: Wenn ein Ehepaar ein Kind möchte, ist der Sex von anderer Art und Weise (oft romantischer, zärtlicher). Das bedeutet nicht, dass keine Lust empfunden werden darf – völlig falsch! Es bedeutet aber, dass Ehepaare danach streben sollten, sich einander glücklich zu machen und nicht die eigene Befriedigung zu suchen. Ich schreibe dies als völlig unerfahrener Single und man möge mir verzeihen, wenn ich hier manche Dinge vielleicht falsch oder unvollständig sehe. Mir fällt nur oft genug auf, dass gerade auch im ehelichen Sexualleben bei Weitem nicht alles ok ist, weil es ja „in der Ehe“ geschieht. Ist das Streben nach Reinheit bei gleichzeitigem Respekt vor Romantik, Verrücktheit, Humor etc. vielleicht verloren gegangen?
Darüber ist Sex neben dem Ziel der Fortpflanzung auch ein Ausdruck der Liebe innerhalb der Ehe. Nicht ohne Grund beschreibt die Bibel Sex im Sinne von „Einswerden“ als „erkennen“ (z.B. 1. Mose 4,1.17.25; 1. Samuel 1,19 uvm). Wolfgang Bühne fragt mit Recht „Warum hat Gott bei den Menschen die Sexualität mit Gefühlen verbunden, wenn es Ihm nur um die Fortpflanzung des Menschengeschlechts gegangen wäre?“[5]
Im 1. Korintherbrief warnt Gott durch Paulus: „Entzieht euch einander nicht, es sei denn etwa nach Übereinkunft eine Zeit lang, um zum Beten Muße zu haben; und kommt wieder zusammen, damit der Satan euch nicht versuche wegen eurer Unenthaltsamkeit.“ Wenn überhaupt, ist sexuelle Enthaltsamkeit nur für eine bestimmte Zeit angebracht, um sich dem Gebet zu widmen. Die Aufforderung, sich einander nicht zu entziehen, ist nur konsequent, da Gott den Mann mit Leib, Seele und Geist und ebenso auch die Frau als eine Einheit betrachtet. Diese Einheit würde in gewissen Bereichen dann Schaden erleiden.
Ich habe bewusst Sex als einen Ausdruck der Liebe definiert, weil er auf mehr auf das Sein des Menschen als auf die Praktik an sich anspielt. Diesen wertvollen Gedanken verdanke ich Charles Stanley: „Unsere Kultur proklamiert, dass Sex etwas ist, was du tust. Es wird darüber wie von einem Event gesprochen. Doch in Wahrheit ist es ein Ausdruck von all dem, was du bist. Es ist beziehungsorientiert.“[6]
Beim Sex ist nicht nur mein Körper beteiligt, sondern vor allem meine Seele und auch mein Geist. Ich öffne mich mit meinen Gefühlen, Wünschen, Sehnsüchten etc. und mache mich dadurch auch verletzbar. Und aus diesem Grund hat Gott etwas installiert, was als Rahmen unbedingt erforderlich ist.
Warum Ehe?
Gerade weil Menschen in Beziehungen verletzlich sind, brauchen sie einen Schutzraum, in dem beide Partner ihre Intimität in vertrauensvoller Weise ausleben können. Auch wenn Menschen die Ehe belächeln, so ist sie Gottes Modell für Mann und Frau. Man kann durchaus sagen, dass es ein himmlisches Modell ist, denn auch in der Himmelswelt gibt es die sog. Hochzeit des Lammes (Offenbarung 19,7). Gott erachtet den Stellenwert der Ehe für so hoch, dass er einem verheirateten Christen zumutet, mit einem nicht-christlichen Ehepartner zusammenzubleiben, wenn dieser es möchte (vgl. 1. Petrus 3,1ff.), wobei er doch an anderer Stelle deutlich sagt, dass Christen nur Christen auswählen sollen (vgl. 2. Korinther 6,14ff.; 1. Korinther 7,39).
Gott will, dass die Eheschließung dem Sexualverkehr vorausgeht (z.B. 1. Korinther 7,9). Gerade weil Sex nicht nur körperlich, sondern beziehungsorientiert ist, deshalb hat Gott Sex für die Ehe geschaffen.[7]
In diesem sicherlich kulturell unterschiedlich geprägtem Akt der Heirat hat Gott eine Möglichkeit zur Festigung der Beziehung geschaffen, die leider von vielen Menschen völlig zerbrochen wurde. Nichts desto trotz ändert sich Gottes Einstellung zur Eheschließung nicht. Sicherlich sagen einige Menschen, dass sie doch auch ohne Trauschein treu sein können, aber das hebt Gottes Anspruch nicht auf. Er denkt weiter und weiß, dass die Ehe eine festere Bindungsform darstellt als ein Zusammenleben ohne Trauschein. Und er weiß auch, dass Christen bei der Ehe immer auch an das unauflösliche Verhältnis von Jesus und der Gemeinde denken…
Und was ist mit dem Ehebruch?
Viele Menschen meinen, man könne erst dann von einem Ehebruch sprechen, wenn es zu einem Geschlechtsverkehr mit einer anderen Partnerin gekommen ist. In unvergleichlicher Manier stellt unser Herr jedoch fest, dass „jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren“ schon Ehebruch mit ihr in seinem Herzen begangen hat (Matthäus 5,28). Wie oben schon erwähnt, wachsen Mann und Frau in der Ehe zu einem Fleisch bzw. zu einer Einheit zusammen (1. Mose 2,24; 1. Korinther 6,15f.). Wenn einer der Ehepartner sich nun gerade auch in sexueller Hinsicht nicht vollständig dem anderen Partner hingibt, dann baut er eine emotionale Barriere zwischen Leib und Seele auf und schadet somit sich selbst, dem Ehepartner und der Beziehung zu Gott.
Ein Beispiel: Ein verheirateter Mann hat Interesse an einer anderen Frau und schläft mit ihr. Die Barriere zu seiner Ehefrau könnte kaum größer sein. Aber auch seine eigene Barriere zwischen Leib und Seele ist enorm groß. Er wird vielleicht denken, dass er seine Frau immer noch liebt und dass es ja nur Sex sei, aber das ist eine fatale Lüge. Er meint, zwischen dem Leib bzw. dem Sexualakt und der Seele eine scharfe Trennlinie ziehen zu können, aber dies ist ein Irrglaube. Sexuelle Intimität hat immer eine Auswirkung auf das Seelenleben. Mich selber schockiert häufig, wie roh, gefühllos und kalt Menschen sein können, die in mehreren sexuellen Beziehungen verstrickt waren. Jeder, der ehrlich ist, wird dies bestätigen.
Doch noch ein weiteres Beispiel: Was wäre, wenn der Mann nur in Gedanken sich Sex mit einer anderen Frau vorstellen würde? Die Situation ist meines Erachtens nach nahezu identisch, weil er wieder an einer Barriere baut. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es zu keiner sexuellen Handlung gekommen ist, aber schon in den Gedanken beginnt der Ehebruch.
Zusammenfassung
Gott hat uns Menschen mit sexuellen Bedürfnissen ausgestattet. Er steht dem Sex keinesfalls negativ gegenüber. Allerdings ist nicht jede Art von Sex gut und richtig – es gilt auch hier die Heiligkeit (Hebräer 13,4).
Sex dient zur Fortpflanzung, beschränkt sich allerdings nicht darauf und ist vielmehr darüber hinaus ein Ausdruck der Liebe innerhalb der Ehe.
Gott hat uns mit der Ehe einen Schutzraum gegeben, der zwingend notwendig ist, um vertrauensvolle, hingegebene Intimität im reinen Gewissen vor Gott zu leben.
Ehebruch fängt schon sehr früh in den Gedanken an, vor allem dann, wenn der Mensch meint, zwischen Leib und Seele trennen zu können.
Möge Gott uns in diesem schönen und zugleich besonders anfechtbaren Gebiet helfen, ihm treu zu sein und heilig und gottgefällig zu leben. Er weiß es einfach besser und meint es immer gut mit unsJ!
Deutsche Literaturempfehlungen (Auswahl):[8]
Wolfgang Bühne: Kann denn Liebe Sünde sein?
Stephen Arterburn/Fred Stoeker: Jeder Mann und die Versuchungen
Shannon Ethridge/Stephen Arterburn: Jede Frau und das geheime Verlangen
Joshua Harris: Ungeküsst und doch kein Frosch: Warum sich Warten lohnt – radikale Einstellungen zum Thema Nr. 1
Markus & Antje Schäller: Sex…um Gottes Willen
William MacDonald: Der vergessene Befehl: Seid heilig!
Randy Alcorn: Behüte dein Herz
Heath Lambert: Endlich frei!
Ernst August Bremicker: Verliebt – verlobt – verheiratet
Fireproof (DVD)
[1] http://www.dijg.de/pornographie-sexsucht-pornosucht/editorial/
[2] http://www.huffingtonpost.de/2014/02/18/pornosucht-studie-religion_n_4807702.html
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Sexualpraktik
[4] Leider verachteten sowohl Juden als auch Christen in gewisser Weise dieses Buch. Jungen Juden wurde bis ins Erwachsenenalter verboten, dieses Buch zu lesen und auch im Mittelalter war nicht nur der Umgang mit dem Thema Sexualität, sondern auch der Umgang mit dem Buch Hohelied problematisch. Schon früh erklärte beispielsweise der Kirchenvater Theodor von Mopsuetia das Buch als „weltlich erotische Poesie“ für unkanonisch (http://books.google.de/books?id=a5SyDJyY-3EC&pg=PA26&lpg=PA26&dq=hohelied+mittelalter&source=bl&ots=04S1uJKeYI&sig=_LZiwmrb5QvJMWefns8wKpNCcE8&hl=de&sa=X&ei=CoMwU5OAHJOqhAf8loGYCg&ved=0CE0Q6AEwBQ#v=onepage&q=Theodor&f=false, S. 26)
[5] Wolfgang Bühne: Kann denn Liebe Sünde sein? CLV 1997, S. 29.
[6] Charles Stanley: Charles Stanley’s handbook for Christian living. Thomas Nelson 2008, S. 452 (Übersetzung durch Verfasser).
[7] ebd.
[8] Die aufgeführte Auswahl bedeutet keinesfalls eine Übereinstimmung meinerseits mit jedem Standpunkt der Bücher.