Ja, Bruder, ich möchte Nutzen an dir haben im Herrn; erquicke mein Herz in Christus. Philemon 20
Eigentlich schon fast dreist, wie sich der Apostel Paulus hier seinem geistlichen Bruder Philemon gegenüber äußert. Es klingt fast so, als wolle Paulus ihn beanspruchen, ja ausnutzen. Wie kommt Paulus zu einer solchen Aussage? Ist es überhaupt eine geistliche Aussage? Ich bin davon überzeugt, dass wir aus diesem kleinen Vers einige Lektionen mitnehmen können.
1. Wir dürfen Nutznießer von anderen Christen sein…
Heutzutage mutet eine solche Aussage wie die von Paulus stark an. Man müsste sich ja ein-gestehen, dass man Nutzen/Hilfe von jemand anderem benötigt und das ist unschicklich. Schließlich sind wir ja so erzogen worden, dass wir auf eigenen Füßen stehen sollen. Hauptsache von niemand abhängig sein, andere könnten dich ja sonst ausnutzen. Und außerdem ist es eine Frechheit, andere mit deiner Hilflosigkeit zu belasten.
Wie anders sollte das Vertrauensverhältnis unter Christen sein. Ja, wir dürfen und sollen nicht nur unseren Geschwistern dienen, sondern wir dürfen sogar ohne schlechtes Gewissen um ihre Hilfe bitten, ja ihre Hilfe sogar beanspruchen. Warum? Weil der Herr Jesus uns allen ein Beispiel gegeben hat, dem wir nacheifern sollen (Johannes 13,15) und mit Hilfe des Heiligen Geistes auch wollen.
Wenn wir uns daran erinnern, wie uns der Herr gedient hat, dann sollte es uns nicht schwer fallen, uns für den Bruder bzw. die Schwester aufzuopfern. Und es ist auch kein Platz für Stolz in unserem Herzen. Wir dürfen und sollen Hilfe annehmen und nicht unseren (geistlichen) Mangel heuchlerisch überdecken.
2. …aber nur im Herrn
Wir nutzen selbstverständlich nicht die Geschwister für unsere eigenen Interessen aus, wenn wir sie um Hilfe bitten. Schlechte Motive wären abscheulich. Es sollte uns immer um Christus und sein Reich gehen. Doch oft genug hängen eigene Schwierigkeiten oder Unzulänglichkeiten auch mittelbar mit Gott und seinem Reich zusammen. Deshalb sollten wir unser Herz auch vor anderen Geschwistern öffnen und es mit ihrer Hilfe neu auf Gott ausrichten.
Als Glied am Leib Christi ist jeder Gläubige untereinander „im Herrn“ mit anderen Gläubigen verbunden (1. Korinther 12,12ff.). Jeder ist in dem Herrn Jesus durch den Glauben automatisch nützlich für jeden anderen Gläubigen. Keiner ist nur Nutznießer, keiner ist nur der Gebende.
Als was siehst du dich? Bist du Gebender o-der Nehmender? Habe Mut, dich für andere aufzuopfern! Aber habe auch Mut, dir einzugestehen, dass du ein Hilfesuchender bist und die Hilfe anderer Christen benötigst.
3. Der größte Nutzen: geistliche Stärkung in Christus
Die gegenseitige Ermunterung und Ermahnung ist womöglich der größte und schönste Nutzen, den wir in dem Mit-Christen sehen können. Jeder Christ durchlebt Lebensphasen, in denen er angefochten und schwach wie Elia ist. Dann ist es gut, durch die Glaubensgeschwister aufgebaut zu werden.
Diese Auferbauung ist kein psychologisches Spiel, bei dem sich alles nur um die Person selbst dreht. Nein, Paulus weiß, dass die Frische und Freude nur „in Christus“ verwurzelt ist.
Da jeder Gläubige den Heiligen Geist bekommen hat, ist jeder Gläubige auch in der Lage, seinen Bruder oder seine Schwester zu ermuntern und ihren Blick wieder auf den Herrn Jesus zu richten.
Ist es nicht wundervoll, dass uns Gott zusammengestellt hat, damit wir uns gegenseitig helfen sollen/dürfen?
Wann hast Du das letzte Mal jemand geistlich gestärkt? Sei bereit und handle, wenn Gott dies von dir möchte!