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Harmonisierung der drei Bekehrungsberichte des Paulus

1. Einleitung

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b8/Conversi%C3%B3n_de_San_Pablo.jpgIn dieser Analyse betrachten wir die drei Bekehrungsberichte des Paulus in der Apostelgeschichte im Hinblick auf etwaige Unstimmigkeiten der einzelnen Überlieferungen. Die Bedeutsamkeit des Themas lässt sich anhand zweier Vorwürfe gut darstellen. Wenn die Berichte nicht übereinstimmen, wirft das erstens ein schlechtes Licht auf die Vertrauenswürdigkeit des biblischen Kanons. Wir wären gezwungen, Nachlässigkeiten des Endredakteurs der Apostelgeschichte anzunehmen, oder die Unterschiede auf verschiedene Quellen, wie legendenhafte Gemeindeüberlieferungen, zurückzuführen. Sofern Paulus die Bekehrungsberichte in der jeweiligen Situation fehlerhaft wiedergegeben hat, kann dadurch zweitens seine Autorität in Frage gestellt werden. Das liegt daran, dass Paulus sein Apostelamt auf dem Damaskuserlebnis (Erscheinung Jesu Christi) gründet (vgl. 1Kor 15,3-9). Siehe dazu den Exkurs zum Apostelamt des Paulus im Anhang. Ferner legitimiert er sein verkündetes Evangelium anhand von Offenbarungen Gottes (vgl. Gal 1,12). Wenn seine Bekehrung allerdings Widersprüche aufweist, könnte Paulus bezichtigt werden, eine erfundene Geschichte erstellt zu haben, um seine Irrlehre glaubhaft erscheinen zu lassen. Somit wäre ein Argument vorhanden, um die Auffassung einer Diskrepanz zwischen Jesu und Paulus‘ Worten zu bekräftigen.

Aufgrund dieser Gründe werden wir die Berichte im Detail betrachten und eine differenzierte Sicht der Interpretationsmöglichkeiten von Problemstellen darlegen. Dazu wird der Bekehrungsbericht zuerst zur Übersicht grob geschildert, bevor wir im Detail auf die Schwierigkeiten eingehen. Zuletzt folgt ein Fazit, dass wir aus den Betrachtungen der Textstellen ziehen können.

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„Ich sage euch“ – Gibt es einen qualitativen Unterschied zwischen Jesus- und Paulusworten?

kurzandacht2_thumb1Die Folgen der Bibelkritik sind seit geraumer Zeit auch in bibeltreuen Gemeinden zu spüren: Die Einheit der Bibel wird aufgespalten, unliebsame Passagen werden als lediglich zeitbedingt gültig angesehen, die Inspiration der Schrift wird infrage gestellt, ganz zu schweigen von den viel schwerwiegenderen Folgen für das praktische Glaubensleben der Christen, die sich in Unmoral, Unglaube, Zweifel, Boshaftigkeit, Hochmut usw. wiegen. Und auch ich möchte mich hiervon nicht frei sprechen!

Schockiert war ich von einer Predigt in einer Gemeinde, die Anspruch auf Bibeltreue erhebt. Dort sagte der Prediger, ansonsten ein durchaus bibeltreuer Mann in vielen Ansichten, dass für ihn die Jesusworte absolute Priorität haben. Zwar seien auch die Paulusworte hier und da hilfreich, allerdings würde er persönlich Paulus sagen wollen, dass für seine Zeit manches ok gewesen sei, für heute allerdings seien seine Aussagen nicht so hilfreich.

Diese sinngemäße Aussage hat mich dazu veranlasst, zu überprüfen, ob man eine Gewichtung zwischen Jesus- und Paulusworten vornehmen darf und inwieweit dies biblisch gerechtfertigt wird. Selbstverständlich werde ich keine vollständige Ausarbeitung vorlegen, werde aber einige (mir) wichtige Punkte zu sprechen kommen.

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