Die Folgen der Bibelkritik sind seit geraumer Zeit auch in bibeltreuen Gemeinden zu spüren: Die Einheit der Bibel wird aufgespalten, unliebsame Passagen werden als lediglich zeitbedingt gültig angesehen, die Inspiration der Schrift wird infrage gestellt, ganz zu schweigen von den viel schwerwiegenderen Folgen für das praktische Glaubensleben der Christen, die sich in Unmoral, Unglaube, Zweifel, Boshaftigkeit, Hochmut usw. wiegen. Und auch ich möchte mich hiervon nicht frei sprechen!
Schockiert war ich von einer Predigt in einer Gemeinde, die Anspruch auf Bibeltreue erhebt. Dort sagte der Prediger, ansonsten ein durchaus bibeltreuer Mann in vielen Ansichten, dass für ihn die Jesusworte absolute Priorität haben. Zwar seien auch die Paulusworte hier und da hilfreich, allerdings würde er persönlich Paulus sagen wollen, dass für seine Zeit manches ok gewesen sei, für heute allerdings seien seine Aussagen nicht so hilfreich.
Diese sinngemäße Aussage hat mich dazu veranlasst, zu überprüfen, ob man eine Gewichtung zwischen Jesus- und Paulusworten vornehmen darf und inwieweit dies biblisch gerechtfertigt wird. Selbstverständlich werde ich keine vollständige Ausarbeitung vorlegen, werde aber einige (mir) wichtige Punkte zu sprechen kommen.
1. Auftrag und Dienst des Herrn Jesus und des Apostels Paulus
a) Der Herr Jesus
Selbstverständlich gibt es Unterschiede zwischen Jesus und Paulus. Nur der Herr Jesus ist der verheißene Christus, der Messias aus dem AT (Markus 14,61f.). Nur der Herr Jesus starb am Kreuz für uns und gibt jedem Glaubenden kraft der Neugeburt mit dem Heiligen Geist das ewige Leben (Johannes 3,16.36; 5,24; 6,40.47.54; 10,28 uvm). Ja, man kann sagen, dass der Herr Jesus das Gebot vom Vater bekommen hat, das ewige Leben den Menschen anzubieten (Johannes 12,50).
Darüber hinaus wendet sich der Herr Jesus in erster Linie an sein Volk Israel (Matthäus 15,24), lässt allerdings auch Nationen/Heiden an seinem Heil teilhaben.
Der Dienst des Herrn Jesus ist als Grundstein dafür anzusehen, dass Menschen wie Du und ich zum Vater kommen und Ewigkeit bei ihm sein dürfen. Allerdings hat Jesus nie den Anspruch erhoben, dass seinen Nachfolgern, den Gläubigen, damit alles gesagt sei. Er sagt sogar später, dass der Heilige Geist sie in die ganze Wahrheit leiten werde (Johannes 16,13). Die Wahrheit wurde durch den Herrn Jesus gegründet, aber nicht in bis ins Letzte entfaltet.
b) Der Apostel Paulus
Der Herr Jesus erschien dem Apostel Paulus als dem „letzten“ Apostel (Apostelgeschichte 9; 1. Korinther 15,8). Der Apostel sah sich Zeit seines Lebens als berufener Apostel vom Herrn Jesus Christus selbst (vgl. die Einleitungen seiner Briefe, z.B. Römer 1,1; 1. Korinther 1,1, 2. Korinther 1,1; Galater 1,1 uvm). Dieser offenbarte sich ihm und gab ihm das Evangelium, d.h. die Botschaft der reinen Lehre von der frohen Rettungsbotschaft (Galater 1,12). Zum vollen Evangelium gehören auch weitere wichtige Lehren wie z.B. über die Stellung der Nationen zum Evangelium, die dem Apostel ebenfalls offenbart wurden (z.B. Epheser 3,3).
Als das Volk Israel die Errettung nicht annimmt, wendet sich Paulus immer mehr entsprechend der Vorsehung Gottes zu den Nationen und verkündigt ihnen das Evangelium (Apostelgeschichte 13,46; 18,6; 22,21; Galater 2,9). In seinen Briefen schließt der Apostel das Evangelium auf. Nicht nur die Grundlagen der Errettung, auch die Folgen für Gegenwart und Zukunft zeigt er deutlich auf. Die ihm offenbarte Lehre muss er von Anfang an gegen den Einfluss jüdischer Irrlehrer verteidigen, die sich gegen die freie Gnadenlehre stellen und die Christen zum Einhalten des Gesetzes bringen wollen (siehe insbesondere den Galaterbrief).
Selbstverständlich gibt es auch Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Personen. Beide waren durch den Heiligen Geist geleitet (Lukas 3,22; Apostelgeschichte 9,17) und ihre uns in der Bibel bezeugte Botschaft ist von Gott eingegeben (2. Timotheus 3,16f.; 2. Petrus 1,20f. u.a.). Neben diesen Gemeinsamkeiten stellen wir charakterliche, geistliche Gemeinsamkeiten fest. So kann der Apostel Paulus von sich sagen, dass der Herr Jesus in ihm lebt (Galater 2,20). Zwar war nur der Herr selbst sündlos (1.Petrus 2,22; Hebräer 4,15), aber auch der Apostel brachte in seinem Leben die Früchte des Geistes zum Vorschein.
Fazit 1
Es gibt große Gemeinsamkeiten zwischen dem Herrn Jesus und dem Apostel Paulus selbst. Beide waren durch den Heiligen Geist geleitet und lebten in Wort und Tat wahren Glauben vor.
Allerdings ist Christus selbst der Weg zum Vater und der Sohn Gottes. Sein Auftrag und Dienst ist von dem des Apostel Paulus zu unterscheiden. Während der Herr für sein Volk kam und durch seinen Tod und seine Auferstehung den Grundstein für die Hoffnung auf das ewige Leben legte, entfaltet und erklärt der Apostel Paulus das Evangelium für alle Menschen.
Wenn man daher Jesusworte und Paulusworte gegeneinander aufwiegt und beispielsweise Jesusworte als qualitativ höherwertig und autoritativer erachtet, ist dies angesichts ihrer unterschiedlichen Dienste und ihrer unterschiedlichen Berufung schon nicht zulässig. Die beiderseitige Erfüllung mit dem Heiligen Geist spricht ebenfalls hiergegen. Darüber hinaus fehlt in der Schrift jeglicher Hinweis dafür, dass der Leser zwischen Jesus- und Paulusworten unterscheiden darf und die einen Worte über die anderen stellen darf.
2. Wenn Paulus von sich redet…
In vielen Stellen redet Paulus gibt Paulus das Evangelium in einer „Ich-Botschaft“ wieder. Doch müssen wir hier sehen, dass Paulus immer in der Autorität als Apostel Jesu Christi redet, von dem er das Evangelium durch Offenbarung erhalten hat (s.o.). Insoweit dürfen wir die Botschaft des Apostels nicht einschränken oder relativieren.
2.1. Das Vorgehen der Bibelkritiker
Es fällt auf, dass das Argument, Paulus habe nur selbst eine persönliche Meinung weitergegeben, immer dann zutage tritt, wenn es um unangenehme, oft kulturell schwierige Themen geht (z.B. Thema Homosexualität, Sex vor der Ehe, Frau in der Gemeinde). Mir selbst wurde im Rahmen einer Diskussion um den Predigtdienst der Frau in der Gemeinde unter Hinweis auf 1. Timotheus 2,12 mitgeteilt, dass dieser Vers erstens kulturbezogen und zeitbedingt gültig sei und zweitens es lediglich der Apostel Paulus sei, der dies lehre, nicht aber der Herr selbst .
2.2. Gegenargumente
Wie ich oben schon aufgezeigt habe, ist ein erstes Gegenargument, dass der Apostel im Regelfall Worte in seiner von Gott gegebenen Autorität weitergibt. Wenn er selbst redet, erhebt er den Anspruch, Lehre Gottes weiterzugeben. Es ist erstaunlich, wie heutige Theologen, die diese Autorität nicht haben, die Dreistigkeit besitzen und zwischen Jesus- und Paulusworten in qualitativer Hinsicht unterscheiden, obwohl es keinen Anhaltspunkt hierfür gibt.
Erstaunlich ist ebenfalls, dass dieselben Theologen nicht konsequent sind. So sagen sie unter Hinweis auf 1. Timotheus 2,12, dass diese lediglich die Ansicht von Paulus sei und dass der Predigtdienst der Frau heute auf jeden Fall gestattet sei. Allerdings nehmen sie dann wiederum andere Verse ernst und wollen sie nicht abschwächen – zumindest in der Hinsicht reagiert das Gewissen dann noch!
2.3. Einige beispielhafte Bibelstellen
Ich möchte im Folgenden nur einige von vielen Bibelstellen benennen, in denen Paulus ebenfalls von sich aus spricht:
Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten…(1. Timotheus 2,8).
Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (Römer 8,38f.).
Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben worden ist, jedem, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt…(Römer 12,3).
Ich ermahne euch aber, Brüder, auf die zu achten, die Zwiespalt und Ärgernis anrichten, entgegen der Lehre die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab (Römer 16,17).
Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen des Herrn Jesus Christus, dass ihr alle dasselbe redet und nicht Spaltungen unter euch seien, sondern dass ihr in demselben Sinn und derselben Meinung vollendet seiet (1. Korinther 1,10).
Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen (Galater 5,16).
Siehe, ich, Paulus, sage euch, dass, wenn ihr beschnitten werdet, Christus euch nichts nützen wird (Galater 2,2).
Was können wir hieraus lernen? Wenn von Seiten der Bibelkritiker vorgebracht wird, Paulus würde nur seine Meinung weitergeben, nicht aber die Lehre Jesu, dann können wir entgegnen, dass sie dann aber bei jeder Bibelstelle konsequent sein müssten. Dann wären beispielsweise auch die gerade zitierten Bibelstellen nicht anwendbar oder nicht in gleicher Weise gültig wie die Jesusworte und dies hätte verheerende Folgen:
a) Es besteht keine Garantie dafür, dass uns nichts von Gottes Liebe trennen kann (Römer 8,38f.),
b) höher von sich zu denken ist womöglich doch gestattet (Römer 12,3),
c) Spalter und Irrlehrer dürfen doch in der Gemeinde verbleiben (Römer 16,17),
d) Spaltungen sind vielleicht gut, einmütiges Reden schlecht (1. Korinther 1,10),
e) das Wandeln im Geist in nicht die Lösung, um die Fleischeslüste zu besiegen (Galater 5,16),
f) ich müsste mich vielleicht doch beschneiden lassen (Galater 2,2),
g) Fleisch und Blut können womöglich doch Gottes Reich ererben und eine Entrückung bzw. Verwandlung gibt es vielleicht gar nicht (1. Korinther 15,50f.),
h) mit welcher Leidenschaft ich säe ist unerheblich (2. Korinther 9,6),
i) ein anderes Evangelium ist womöglich doch auch richtig (Galater 1,9),
j) das Gesetz hat womöglich doch die Verheißung des Abrahambundes zunichtegemacht (Galater 3,17) usw.
Fazit 2
Die Argumentation der Bibelkritiker ist nicht haltbar. In unzähligen Stellen spricht der Apostel von sich selbst bzw. gibt biblische Lehre in einer „Ich-Botschaft“ weiter. Hierbei gibt er sie aber immer kraft seiner Autorität als Apostel von Gott her weiter.
Wenn man eine Stelle herauspicken und sie lediglich als paulinische Meinung deuten will, muss man dies in konsequenter Weise auch bei allen anderen Stellen tun. Was sich daraus ergibt, habe ich unter Punkt 2.3 dargestellt.
Wir dürfen daher jedes Pauluswort in gleicher Weise ernstnehmen wie sämtliche Jesusworte.
2.4. Wie ist 1. Korinther 7 zu verstehen?
Die schwierigsten Verse in diesem Zusammenhaft finden sich in 1. Korinther 7. In Vers 12 schreibt Paulus: Den Übrigen sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat, und diese willigt ein, bei ihm zu wohnen, so entlasse er sie nicht.
In den folgenden Versen entfaltet Paulus weiter die Lehre.
Was ist nun davon zu halten? Gibt es doch einen Unterschied in der Lehre Jesu und in der Lehre des Apostel Paulus? Schließlich sagt er doch, dass er selbst es sagt, nicht aber der Herr!
Dieser Vers ist jedoch anders zu verstehen. Wie die anderen Jünger in den Evangelien aufzeigen und wie es auch die Apostelgeschichte und die Briefe darstellen, waren in der frühen Gemeinde die Reden Jesu bekannt. Ja, man konnte sagen, dass sich insbesondere die Apostel auf Jesusworte beziehen konnten, wenn sie lehrten. Auch Paulus erhielt die Jesusworte, entweder durch Offenbarung oder durch Gespräche mit den Jüngern.
Hier in dem Vers meint Paulus, dass er, auch ohne ein direktes Jesuswort hierfür zu haben, das Zusammenleben zwischen einem gläubigen Mann und einer ungläubigen Frau gestattet, wenn sie weiter einwilligt, mit ihm zusammenzubleiben. Jesus hat zu diesem Thema zwar direkt nichts gesagt, allerdings spricht der Apostel hier kraft seiner Autorität, getrieben vom Heiligen Geist.
Hilfreich sind hier die Erklärungen einiger Bibellehrer. So schreibt der Theologe Gleason Archer:
In 7,12 geht Paulus dann zu der Frage über, ob Paare, die sich auf diese Weise getrennt haben, nun frei sind, jemand anderen zu heiraten. Er schenkt der Tatsache Beachtung, dass Jesus nie ausdrücklich über diese Frage gesprochen hatte (auch wenn Matthäus 5,32 deutlich als Verbot einer solchen zweiten Ehe verstanden werden muss).
Entweder weil er eine Schlussfolgerung (obgleich eine nahezu unausweichliche) aus Christi Anordnung über Ehescheidung zieht oder weil er eine Offenbarung des göttlichen Willens über eine spezielle Art von ehelicher Belastung empfangen hatte, macht Paulus klar, dass das, was er sagen wollte, kein Zitat aus dem Mund Jesu war. Deshalb sagt er: „Den Übrigen aber sage ich, nicht der Herr…“ Jesus hat nie darüber gesprochen, was zu tun war, wenn die eine Hälfte des Ehepaares errettet wird und die andere dem Evangelium ablehnend gegenübersteht. Somit musste Paulus einen Unterschied zwischen dem ausdrücklichen Scheidungsverbot (das Christus eindeutig ausgesprochen hatte) und einer logischen und notwendigen Schlussfolgerung machen, die Paulus (unter dem Einfluss des Heiligen Geistes) in Bezug auf die Not der disharmonischen Ehepartner gezogen hatte. (…) Mit anderen Worten: „Ich sage aber, nicht der Herr“ ist der verbindlichen Autorität der paulinischen Lehre nicht entgegengesetzt (weder hier noch an irgendeiner anderen Stelle in seinen Briefen), sondern beschäftigt sich nur mit der Frage, ob er einen festgehaltenen Ausspruch Christi vor dessen Auferstehung oder Himmelfahrt zitieren kann.[1]
Und Thomas Jeromin, der vor einiger Zeit bei uns im Bibellesekreis war, erklärt das gesamte Kapitel wie folgt:
Dieses klare Zeugnis vom Schreibbefehl Gottes steht neben Passagen der Heiligen Schrift, die dem nicht entgegenstehen, aber in ihrer Berufung auf Autoritäten differenzieren. Das ist z.B. in 1. Korinther 7 der Fall, einer Art Fragestunde des Apostel Paulus. Sie kann zugleich als grundsätzliches Beispiel dafür dienen, wie der Apostel auf ethische Anfragen eingeht, die nicht alle mit Worten der Schrift und Worten Jesu zu klären sind. Der Apostel Paulus kennzeichnet seine Antworten jeweils mit der dahinterstehenden Autorität: Mal spricht er von dem Hintergrund seiner eigenen Lebensgeschichte ausdrücklich davon, es handele sich um eine Erlaubnis und kein Gebot (1 Kor 7,6f.). Dann beruft sich der Apostel auf ein ihm überliefertes Jesuswort und fügt hinzu, dass nicht er es gebietet (1 Kor 7,10). Auch redet Paulus umgekehrt davon, dass er etwas gebietet, ohne ein Jesuswort dafür zu haben (1 Kor 7,12); dazu argumentiert er unterstützend damit, dass er durch die Barmherzigkeit des Herrn Vertrauen verdient und also ganz in seinem Sinne den Willen Gottes aktualisiert (1 Kor 7,25). Darüber hinaus verweist der Apostel auf die Berufung der Einzelnen in ihren Stand durch Gott und seine Ordnung für die Gemeinden (1 Kor 7,17). Immer wieder betont Paulus seine Fürsorge, mit der er zum Nutzen der Gemeinde und zum ungehinderten Dienst für Gott Ordnung für die Gemeinde schafft (1 Kor 7,28.32.35). Teils bezieht er sich da auf ausdrückliche Jesusworte, teils gebietet er in apostolischer Autorität. Schließlich beruft er sich darauf, dass er auch den Geist Gottes hat. All dies steht ja grundsätzlich unter der Überschrift, dass Paulus als Apostel Jesu Christi spricht (1 Kor 1,1). Damit sind alle Anweisungen in der Autorität Jesu und der Apostel gesprochen und zugleich innerhalb des Briefes in die gesamte apostolische Autorität des Paulus eingebettet. Der entscheidende Unterschied liegt also nicht in einer gegensätzlich (göttlich-menschlich) zu bewertenden Autorität dieser Worte, sondern in ihrer Verbindlichkeit: Manches sind Gebote, manches sind Empfehlungen. So empfiehlt der Apostel zwar, ein jeder möge ledig bleiben wie er, es ist aber – trotz apostolischer Autorität – kein Gebot (1 Kor 7,6.25-28).[2]
Weitere Bibellehrer und Kommentare, die ebenfalls der dargestellten Auslegung folgen sind u.a. Warren Wiersbe[3], William MacDonald[4], der Walvoord-Bibelkommentar[5], der CV-Kommentar[6]. Erstaunlich ist, dass der ansonsten relativ genaue Edition C- Bibelkommentar hierzu keine Silbe verliert. Und auch der ansonsten ebenfalls bibeltreue Expositor’s Bible Commentary argumentiert hier schwach.
Gesamtfazit
Es gibt keinen Grund, zwischen Jesus- und Paulusworten in der Hinsicht zu unterscheiden, dass die einen autoritativer als die anderen seien. Der biblische Befund lässt diesen Schluss nicht zu. Infolge dessen ist auch das Vorbringen, die Paulusworte seien im Vergleich zu den Jesusworten nicht gleichermaßen autoritativ, mit Entschiedenheit abzulehnen und als Irrlehre zu werten. Wenngleich Paulus einerseits Gebote und andererseits Empfehlungen weitergibt (1. Korinther 7,6.25-28), sind seine Worte nicht weniger vom Geist inspiriert.
Du darfst daher den Worten der Apostel in gleicher Weise Vertrauen schenken wie den Worten des Herrn, den Herrn aber alleine für den Reichtum, den er uns in seinem Wort geben hat, anbeten!
[1] Gleason Archer: New International Encyclopedia of Bible Difficulties(dt.: Schwer zu verstehen?), CLV 2005, S. 507f.
[2] Thomas Jeromin: Die Bibel über sich selbst. Das Selbstverständnis der biblischen Schriften. Eine Einführung, Brunnen Verlag Gießen 2003, S. 85f.
[3] vgl. Warren Wiersbe: The Wiersbe Bible Commentary: New Testament, David C. Cook 2007, S. 472.
[4] vgl. William MacDonald: Believer’s Bible Commentary – New Testament (dt.: Kommentar zum Neuen Testament), CLV 2001, S. 715.
[5] vgl. David K. Lowery in: Walvoord, John F. & Zuck, Roy (Hrsg): The Bible Knowledge Commentary (dt.: Das Neue Testament. Erklärt und ausgelegt. Band 5.), Hänssler-Verlag 2004, S. 21.
[6] vgl. What the Bible teaches (dt.: CV-Kommentar zum Neuen Testament. Band 2: Römer-Philemon), Christliche Verlagsgesellschaft 2009, S. 421..