Gemeinde in der Apostelgeschichte – Teil 1: Bibeltreue Gemeinde

kurzandacht2_thumb1

In ein paar kurzen Einheiten möchte ich auf einige Wesenszüge der Gemeinde(n) in der Apostelgeschichte zu sprechen kommen. Wenn wir dieses Buch lesen, können wir neben einigen unschönen Aspekten in der Gemeinde Jesu auch einen wunderbaren Schatz echter, gesegneter Gemeinde wahrnehmen und uns in der heutigen Zeit von ihr herausfordern lassen.

1. Bibeltreue: Das Wort Gottes hat einen hohen Stellenwert

Es ist beeindruckend im Vergleich zur heutigen, postmodernen und aufgeklärten Zeit, welch hohen Stellenwert die ersten Christen dem Wort Gottes beigemessen haben.

Schon im ersten Kapitel begründet der Apostel Petrus die Wahl des Apostels Matthias mit Bibelstellen aus dem AT (Apg 1,16ff.; vgl. Ps 69,26; 109,8), was durchaus eine gewisse Herausforderung für einen Theologen darstellt.

In der Pfingstpredigt verweist Petrus auf Joel 3,1ff und auf die dort vorausgesagten Wirkungen des Heiligen Geistes. Ebenso begründet er die Auferstehung Jesu und seine Himmelfahrt mit der Schrift (Apg 2,25f; vgl. Ps 16,8-11; 110,1).

Die daraufhin bekehrten Christen (man beachte die Formulierung in Apg 2,41: „Die nun sein Wort aufnahmen“) trafen sich dann in herzlicher Gemeinschaft und verharrten in der Lehre der Apostel. Nun könnte man fragen, warum sie denn nicht einfach in der Lehre Jesu verharrt haben. Doch der Herr selbst sagt in Apg 1,8, dass seine Jünger, die dann Apostel genannt wurden, den Heiligen Geist empfangen und ihn bezeugen werden. Ihre Lehre stimmte mit der Lehre des Herrn Jesus überein! Ja, sie gingen sehr gewissenhaft mit den Worten Jesu um, wenn man an den Konflikt zwischen Petrus und Paulus in Galater 2 denkt! Mag es auch Unterschiede gegeben haben, so räumten sie doch der Lehre Jesu viel Platz ein: Sie trafen sich täglich und standen unter seinem Wort (Apg 2,46).

Ja, wenn man die Diskussion um den diakonischen Einsatz der Gemeinden heute verfolgt, kommt man nicht umhin, immer wieder auch auf Apg 6,2 hinzuweisen: „Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen, um die Tische zu bedienen.“ Weit gefehlt, sie haben trotzdem diakonisch gehandelt. Aber das Wort Gottes stand an erster Stelle! Ist das bei uns auch gegeben?

Man könnte unzählige Beispiele dafür anbringen, welch hohen Stellenwert das Wort Gottes in der frühen Christenheit hatte: Philippus argumentierte mit dem Kämmerer auf Grundlage der Schrift (Apg 8), Stephanus predigte mit Feuer auf Grundlage der Schrift (Apg 7), Paulus bewies den Juden in Damaskus, dass Jesus der Messias ist (Apg 9), usw.

Nehmen wir uns die ersten Christen zum Vorbild! Lasst uns auf die Grundlagen zurückkommen und seinem Wort viel Freiraum geben!

2. Bibeltreue: Das Wort Gottes wird wortwörtlich und christologisch ausgelegt

Ich meine mit diesem Punkt nicht, dass es immer nach unserem Verständnis zitiert und Wort für Wort ausgelegt wurde. Wie ich schon oben erwähnt habe, ist beispielsweise die Wahl des Apostel Matthias sicherlich eine Herausforderung in der Auslegung und atl. Beweisführung. Auch die Prophetie aus Joel 3 bedarf einer besonderen Betrachtung.

Allerdings fällt doch die Fülle der Aussagen auf, bei denen Gottes Wort wortwörtlich ausgelegt wird.

Schon im ersten Kapitel wenden die Jünger ein wortwörtliches Bibelverständnis an, wenn sie den Herrn Jesus nach der Wiederherstellung des Reiches Israel fragen (Apg 1,6). Sie nehmen die atl. Prophetien wortwörtlich und der Herr kritisiert sie dafür nicht.

Der Apostel Petrus legt in seiner Predigt in der Säulenhalle dar, dass Christus nach dem AT leiden musste (Apg 3,18) und dass er der von Mose verheißene Prophet war (Apg 3,22; vgl. 5 Mo 18,15ff.). Er legt in dieser Hinsicht die Schrift wortwörtlich und auf Christus bezogen aus.

Die Predigt von Stephanus ist ebenfalls ein Beispiel für eine wortwörtliche Beweisführung aus dem AT (Apg 7).

Ja, auch Philippus war in der Lage, dem Kämmerer ausgehend von Jesaja 53 das Evangelium zu erklären, wortwörtlich und auf Jesus bezogen.

Paulus bewies wortwörtlich, dass Jesus der Christus ist (Apg 9,22), denn eine vergeistlichende Bibelauslegung wäre hier wohl nur schwer akzeptiert worden. Apollos tut es ihm später gleich (Apg 18,28).

Später in Thessalonich und Beröa belegt er anhand der Schrift, dass Christus leiden und aus den Toten auferstehen musste (Apg 17,3ff.).

Auch wenn für mich einige Anfragen bleiben und ich zugeben muss, dass manche Auslegung der Apostel mir nicht ohne weiteres klar ist, so liegt dies an meinem fehlerhaften Verständnis. Ich möchte hier lernen. Mitnehmen können wir auf jeden Fall, dass Christus der Fokus der Bibelauslegung gewesen ist. Ebenso wurde die Bibel nicht einfach vergeistlicht, sondern sehr häufig wortwörtlich ausgelegt.

3. Bibeltreue: Das Wort Gottes (bei Entscheidungen) befragen

Die gerade genannten Beröer sind ein Beispiel dafür, wie Christen Predigten von Paulus anhand der Schrift überprüften (Apg 17,11). Ja, auch wir sollten diesen Beispiel nachahmen und nach erfolgter Prüfung das Gute behalten (1 Thess 5,21).

Ganz praktisch, wenngleich in interessanter Weise „befragt“ Petrus auch bei der Apostelwahl des Matthias das Wort Gottes und kommt zu der Entscheidung, einen Apostel zu wählen (Apg 1,16ff.). Man mag diesen Zug vielleicht nicht nachvollziehen, aber eins ist klar: Wir müssen bei unseren Entscheidungen auf jeden Fall Gottes Wort befragen! Wer Gottes Wort nicht kennt, hat ein großes Problem! Auch Predigten sollten wir immer wieder prüfen und nicht unkritisch alles übernehmen! Lasst uns hier milde, aber genau sein!

4. Bibeltreue: Das Wort Gottes in allen Bereichen ausleben

Ja, Bibeltreue äußert sich insbesondere in einem Lebensstil, der den Herrn Jesus in allen Bereichen widerspiegelt.

Bei den ersten Christen fällt auf, wie weit diese Treue zum Wort Gottes ging und wie sie ausgelebt wurde: Die Beständigkeit in der Lehre, der Gemeinschaft, im Brotbrechen, im Gebet, im Lob (Apg 2,42ff.) ist beeindruckend. Ja, sie waren ein Herz und eine Seele (Apg 4,32). Mich lässt das angesichts unserer Zustände erschaudern!

Johannes und Petrus freuten sich, weil sie würdig befunden wurden, für den Namen Jesu Schmach zu erleiden (Apg 5,41). Was für eine Treue!

Auch Stephanus ging keine Kompromisse ein, was er mit seinem Leben bezahlen musste (Apg 7)!

Nachdem die Christenheit zerstreut wurde, gaben die Christen nicht auf, resignierten nicht, sondern verbreiteten das Wort weiter (Apg 8,4). Wie motivierend!

Ich möchte auch eine Lanze für den oft kritisierten Apostel Petrus brechen. Als er als gläubiger Jude die Vision von den unreinen Tieren bekommt und Gott ihm dies erklärt, ist es doch sehr positiv zu sehen, wie wenig Rücksicht Petrus auf seine Tradition nimmt, wie sehr er auf das Wort Gottes hört und die Christen aus den Nationen als ebenso Gläubige akzeptiert (Apg 10).

In Korinth wuchs das Wort des Herrn mit Macht (Apg 19,20). Es breitete sich mehr und mehr aus. Das Wort selbst hatte eine Eigendynamik, die unvorstellbar war. Paulus befahl die Gläubigen aus Ephesus nicht ohne Grund Gott UND dem Wort seiner Gnade an, denn das Wort hat Kraft (Apg 20,32).

Warum ist das heute nicht mehr so? Haben wir vielleicht das Vertrauen auf das Wort Gottes verlernt? Ist die Bibel wirklich unsere Richtschnur oder reden wir nur fromm? Trauen wir der Bibel heute noch diese Eigendynamik zu oder meinen wir, sie verbessern zu müssen?

Paulus jedenfalls hatte einen solchen Respekt vor Gottes Wort, dass er sich bemühte, allezeit ein Gewissen ohne Anstoß zu haben vor Gott und den Menschen (Apg 24,16).

Und DU? Lebst Du das Wort Gottes in allen Bereichen aus? Gibst Du dem Wort den gebührenden Stellenwert? Wie gehst Du mit seinem Wort um? Legst Du es dir passend aus oder nach biblischen Kriterien? Forschst Du in seinem Wort nach Antworten auf deine Fragen?

Bitte den Herrn Jesus um Vergebung für Herzenskälte gegenüber seinem Wort und lass dein Herz neu von ihm und seinem Wort erfüllen!

<< PDF Herunterladen >>