Hagar – Gott sieht und lässt sich sehen

kurzandacht2_thumb[1]Da nannte sie den Namen des Herrn, der zu ihr redete: Du bist der Gott des Schauens! Denn sie sprach: Habe ich nicht auch hier geschaut, nachdem er mich geschaut hat? (1. Mose 16,13)

1. Die Begebenheit
Hagar war eine ägyptische Magd im Hause Abrahams. Gott hatte Abraham versprochen, dass seine Nachkommenschaft so zahlreich sein wird wie die Sterne am Himmel (1. Mose 15,5), doch Abraham und Sara (damals noch Abram und Sarai) wurden nach einiger Zeit aufgrund ihres hohen Alters immer mutloser und nahmen schließlich die Sache selbst in die Hand. Sara bat Abraham, mit Hagar zu schlafen und von ihr einen Sohn zu bekommen, den sie dann als ihr eigenes Kind ansehen können – eine damals nicht unübliche Praxis.
Als Hagar schwanger war, kommt es zum Streit zwischen ihr und Sara und schließlich flieht Hagar vor Sara, die sie sehr hart behandelt (1. Mose 16,6).

In der Wüste spricht der Engel des Herrn sie an und sie erklärt ihre Lage. Der Engel befiehlt ihr zurückzugehen und sich unter Sara zu demütigen. Außerdem gibt er ihr ebenfalls das Versprechen, dass ihre Nachkommen zahlreich sein werden. Sie werde einen Sohn gebären und ihn Ismael nennen. Gott habe auf ihr Elend gehört (Verse 10f.).
Hagar preist Gott dann mit dem oben zitierten Vers.
Sie nennt Gott den Gott des Schauens. Dieser (komische) Begriff enthält zwei Aspekte, die auch in dem Vers deutlich werden. Einerseits sieht Gott, das hat Hagar durch diese Begebenheit erfahren. Andererseits lässt sich Gott sehen, das erkennt sie ebenfalls.

2. Gott sieht
Es ist faszinierend zu sehen, dass Gott auf eine einzelne Person sieht. Mich beeindruckt das immer wieder. Und hier im AT ist es sogar eine ägyptische Magd, die keinen besonderen Status hatte oder einen jüdischen Kontext. Für die Juden muss dieser Text anstößig gewesen sein, weil eine Heidin in einer Weise Gott erfährt, von der sie nur träumen konnten.
Hagar versteht durch diese Begebenheit, dass Gott sie und ihr Leid wirklich sieht.
Wir dürfen das ebenfalls wissen. Auch heute noch durchlaufen Gottes Augen die Erde (2. Chronik 16,9). Nichts ist vor ihm verborgen. Er sieht unsere Sünden, er sieht unsere Schwächen und Unzulänglichkeiten. Er sieht auch unser Leid, unsere Zweifel, unsere Trauer. Er sieht unseren inneren Groll, er sieht auch unsere tiefen Sehnsüchte und Wünsche. Er sieht unsere Träume und Pläne. Er sieht einfach alles!
Und weil er dies alles sieht, ist er auch der Einzige, der uns wirklich kennt und versteht. Kein Mensch auf dieser Welt kennt uns so wie der Herr Jesus. Er kennt uns sogar noch mehr als wir uns selbst. Ist das nicht wunderbar? Lohnt es sich nicht, uns völlig auf ihr zu verlassen?

3. Gott lässt sich sehen
Gott sieht nicht nur distanziert vom Himmel herab. Nein, die große Gnade besteht darin, dass wir Gott auch sehen können. Dies merken wir nicht immer und oft sind es nur einzelne Begebenheiten, an die wir uns erinnern, wo es hundertprozentig Gott war, der gewirkt hat und den wir erkannt haben.
Auch heute noch lässt Gott sich sehen. Er möchte nach wie vor unser Leben gestalten und wir dürfen ihn oft genug sehen und erfahren.
Ganz praktisch hat sich Gott in Jesus gezeigt. Johannes beschreibt dies im gesamten Johannesevangelium so wunderbar, dass Gott in Jesus wirklich sichtbar wurde (z.B. Johannes 1,14; 14,9 uvm). Im Glauben an ihn haben wir Zugang zu Gott und können ihn tagtäglich wirken lassen und dürfen um seine Nähe wissen und sie auch erfahren (Römer 5,1f.).
Auch durch sein Wort zeigt sich Gott ganz besonders. Dort kommt er unverfälscht zur Geltung und spricht uns an. Hier können wir ihn sehen und kennenlernen. Es ist so gut, in der Bibel zu lesen!
Vielleicht bist du manchmal enttäuscht, weil du Gott häufig in deinem Leben nicht siehst. Ich kann dir keine Lösung sagen, möchte dir aber versprechen, dass Gott dich sieht und dass er sich finden lässt (Mt 7,7).

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