Der Gotteswahn – Eine kritische Bewertung

http://misawatruth.files.wordpress.com/2008/06/wahn.jpgRichard Dawkins geht in seinem Buch “Der Gotteswahn” offensiv gegen die “Religion” vor. Religion ist laut seiner Aussage schädlich und hindert an die Menschheit an einer evolutionären Fortentwicklung. Das Buch ist sehr interessant und lesenswert. In diesem Artikel werde ich einen kleinen Einblick in die Argumentation von Dawkins geben uns sie im Hinblick auf seine Stichhaltigkeit prüfen.

Viel Gewinn beim Lesen!

 

imageRichard Dawkins beschreibt unsere gesamte “Realität” mithilfe des darwinistischen Weltanschauungsmodells. Er schlussfolgert aus den (vermeintlichen) wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass unsere gesamte Realität, wie wir sie wahrnehmen, nur gestaltet wirkt, aber nicht gestaltet ist. Das bedeutet: Wenn wir eine wunderschöne Blume sehen, denken wir eventuell an einen Gestalter (Gott), der sie erschaffen hat. Dawkins postuliert jedoch, dass das Aussehen nur das Resultat eines natürlichen Prozesses namens Selektion und Mutation ist. Die Form und die Farben hat sich kein Gestalter ausgedacht, sondern die Blume muss in der jeweiligen Umgebung so aussehen, um aufgrund eines evolutionären Vorteils überleben zu können.

Er wendet das Modell der Selektion auch auf die Entstehung des Universums an (Kosmische Evolution). Ferner entwickelt er aus den Forschungen zur Genetik eine Hypothese zur sogenannten “kulturellen Evolution”, wozu er den Begriff “Memplex”, bzw. “Meme” einführt.

Auch wenn er bestreitet, seine Ausführungen auf einer Doktrin zu gründen, stellt meiner Meinung dennoch der pure „Darwinismus“ eine Art Grundüberzeugung für seine Argumentation dar.

Der Darwinismus ist die Annahme, dass die natürliche Selektion (und Mutation) die Erklärung für die enorme Artenvielfalt, das Leben selbst und das Universum ist. Die Selektion bewirkt, dass in einem Pool an Variationen immer die Eigenschaften „überleben“, die in der Umgebung den höchsten Nutzen bringen. Dies geschieht dadurch, dass die, durch geringfüge Mutationen im Erbgut, besser angepassten Individuen einen Überlebensvorteil haben und die vorherige Form immer weiter zurückdrängen.

Die biologische Evolution basiert auf diesem Denkschema. Die heutigen Arten sollen sich aus einem relativ kleinen Übergang zwischen Materie und „Leben“ gebildet haben. „Leben“ definiert er als „die Möglichkeit sich selbst zu reproduzieren“. Also genügt ein Molekül (RNA), dass in sich selbst die Möglichkeit bietet, Kopien von sich selbst anzufertigen. Wenn sich ein Molekül selbst duplizieren kann, entsteht ein Pool an Duplikaten. Beim Kopieren der Moleküle können geringfügige Mutationen auftreten. Damit entsteht über einen langen Zeitraum ein Pool an leicht veränderten Duplikaten, der die Grundlage für den Vorgang der Selektion bietet. Damit ist die Grundlage für die stetige “Höherentwicklung” im gegebenen Umfeld vorhanden. Somit ist das heutige komplexe Leben „nur“ eine Aufsummierung von Millionen kleinen Mutationen, bei dem sich die beste „Version“ bis heute durchsetzt.

Allerdings gibt es bei dieser These erhebliche Probleme, die ich in der Artikelreihe zum Thema Evolution näher erläutert habe. Siehe dazu unter anderem: http://blog.bibellesekreis.de/881/teil3-die-entstehung-des-lebens-schoepfung-abiogenese/ 

Da Dawkins den Darwinismus vertritt, leugnet er auch, dass der Mensch aus einer übernatürlichen Komponente namens “Geist” besteht. Denn wenn wir laut Definition letztendlich nur Materie sind, dürfen wir nichts Übernatürliches an uns haben. Deshalb muss die Vorstellung nach einem Leben nach dem Tod auch nur bloße Illusion sein.  Die Vorstellung eines Lebens nach dem Tod soll laut Dawkins auf kulturelle “Meme” zurückzuführen sein. Vereinfacht ausgedrückt: Das Leben nach dem Tod ist eine Geschichte, die von Generation zu Generation auf die Kinder übertragen wird, während diese noch in einem Alter sind, in dem sie alles glauben, was ihnen gesagt wird. (Kindliche Indoktrination)

Den Anfang des Universums erklärt er ebenfalls mit der kosmischen Evolution. Da sich (laut Darwinismus) alles von simpel zu komplex entwickelt hat, geht er von einem „einfachen“ beginn des Universums aus. Er postuliert die Idee, dass unser Universum mit dem „Auswürfeln“ der Naturkonstanten begann und es aufgrund der “guten” Naturkonstanten einen „Überlebensvorteil“ gegenüber anderen Universen in einem überordneten Multiversum hatte (Siehe Seite 205 im Buch). Dennoch löst diese Darstellung nicht das Problem der reinen Existenz von „Etwas“.

Dawkins geht auf dieses Problem ein indem er richtigerweise darstellt, dass wir nicht genau wissen, was am Anfang war. Laut seiner Weltanschauung kann es aber nicht Gott sein, da ein unendlich intelligenter und allwissender Gott übermäßig komplex ist. Im darwinistischen Denkmodell erfolgt immer eine Entwicklung von einfachen zu komplexen Strukturen. Deshalb ist eine „zufällige Entstehung“ eines komplexen Gottes „unwahrscheinlicher“ als die „zufällige Entstehung“ eines „einfachen“ Universums, dass sich im Verlauf der Zeit höherentwickelte.  Zudem bedingt ein „Gott“ wiederum einen Gestalter, usw. Gott braucht also auch wieder einen Anfang. Deshalb beharrt Dawkins in diversen Diskussionen auch darauf, dass das Universum einen einfachen Anfang hatte.

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Durch die Darstellung seiner Weltanschauung in seinem Buch, wird deutlich, dass sein Denken vom Modell der Selektion geprägt ist. Demgegenüber steht die biblische Interpretation der Welt. Die Bibel berichtet von einem überräumlichen, überzeitlichen und allmächtigen Gott, der das Universum erschuf. Ein solches Wesen hat keinen Anfang und kein Ende, da es über der Zeit steht. Es braucht daher auch keinen Vorgänger. Ein solches Wesen ist der ultimative Anfang von Allem.

Dawkins muss anerkennen, dass das Universum, in dem wir existieren, genau passend für die Entstehung von Leben ist (Vergleiche dazu: Goldilocks-Zone und Naturkonstanten). Ferner beschreibt er, dass der Übergang von Materie zu einem selbst reproduzierenden Molekül immernoch einen erheblichen Zufall bedarf. Des Weiteren bleibt die (materialistische) Erklärung für die Entstehung des Bewusstseins immernoch mysteriös. Darauf folgt ein interessantes Argument, um all diese Probleme zu deuten. Als Grundlage (Axiom) setzt er das Modell des Darwinismus, auch wenn er das nicht explizit schreibt. Da also das Modell des Darwinismus richtig ist, ist die anthropozentrische Denkweise vorzuziehen. Diese Modell sagt folgendes aus: WEIL das lebensermöglichende Universum „zufällig“ entstanden ist und WEIL die Erde zufällig in einem perfekten lebensfördernden Sonnensystem existiert und WEIL hier auf dieser Erde zufällig der Schritt von Materie zu einem reproduktiven Molekül erfolgte (was auch nur Theorie ist) und WEIL dieses Molekül letztlich weiter evolvierte, sodass daraus ein Mensch entstand und WEIL dieser Mensch dann ein Bewusstsein erhielt, existiert der heutige Mensch. Also ist das Argument es Zufalls entkräftet, denn da wir hier sind, sind alle diese Zufälle wohl passiert. Das bedeutet aber auch: Die Theorie ist ein Dogma und alles wird diesem Dogma des Darwinismus untergeordnet. Wenn man das Dogma des Darwinismus als Grundlage sieht, ist es logisch, dass auch alle Fossilfunde anhand dieser Weltanschauung interpretiert werden, und somit ihrerseits das Denkmodell stützen. Problematisch sind dann Funde, die nicht in das Modell passen (z.B. Kambrische Explosion).

Dawkins belegt seine Argumentation damit, dass es ja theoretisch Milliarden von Planeten geben müsse. Je mehr Planeten wir theoretisch miteinbeziehen, desto „wahrscheinlicher“ ist es, dass auf einem dieser Sonnenbegleiter zufällig Leben entstand. Jedoch wissen noch nicht einmal von „einem“ Planeten, der sicher alle Bedingungen für Leben erfüllt. Es scheint somit eher nur ein hypothetisches Konstrukt zu sein, um das Argument nicht ganz so haltlos wirken zu lassen. Aber es ist interessant, dass er damit dazu gezwungen ist, an theoretisch mögliches extraterrestrisches Leben zu glauben, was er auch tut.

 

god-of-the-gapsSpäter greift Dawkins die Argumentation „God of the Gaps“ (Gott der Lücken) auf. Er beschreibt, dass oftmals Gott in die Lücken gesetzt wird, die die Wissenschaft nicht erklären kann. Somit hätten die Kreationisten Angst vor Wissenschaft und Logik, da die Forschung ja die beliebten Lücken mit immer neuen Erkenntnissen füllt. Auch behauptet er, dass Kreationisten nicht forschen würden, da sie ja sowieso wüssten, dass alles von Gott kommt (Unwahre Anschuldigung. Vgl.: http://www.wort-und-wissen.de/; http://www.creationtoday.org/; http://creation.com/). Dawkins argumentiert so, dass die Erkenntnislücken irgendwann von der Wissenschaft geschlossen werden und die Wissenschaft (durch den Darwinismus) irgendwann im Stande sein wird, alles zu erklären. Nur frage ich mich, inwieweit das nicht eher „Darwin of the Gaps“ (Darwin der Lücken) ist?! Es ist genauso eine Annahme, die auf tönernen Füßen steht. Man kann sie genauso angreifen, wie die “Gott der Lücken”-Theorie.

Seine Grundannahmen spiegeln sich auch in der Beurteilung der Historie wider. Da er die Welt aus der materialistischen Sichtweise interpretiert (wie es in unserem Kulturkreis vorrangig der Fall ist), kann es nichts Übernatürliches geben, bzw. gegeben haben. Daher sieht er auch die Geschichte der Menschheit in einer materialistischen Perspektive. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass die Geschichte so eine reichhaltige Fülle an Informationen bietet, dass man sich immer die Ereignisse herausnehmen kann, die seine eigene Weltsicht stützen. Er leugnet nicht, dass ein Mensch namens Jesus gelebt haben könnte, aber er steht der Realität seiner Auferstehung skeptisch gegenüber. Desgleichen erkennt er in der Bibel nur eine Ansammlung wirrer Geschichten und Fabeln ohne historischen Hintergrund. Um seine Ansicht zu stützen, bedient er sich der HKM (Historisch Kritischen Methode). Die HKM nimmt beispielsweise nur die Übereinstimmungen in allen Evangelien als eventuell glaubwürdig an, während die biblische Sicht die Evangelien als ergänzende Berichte interpretiert. Auch stuft er den Pentateuch (1. – 5.Mose) als Fabelgeschichten eines grauenvollen völkermordenden Stammesgottes der Bronzezeit ein.

Ferner leugnet Dawkins die Wunder (muss er ja auch) und somit auch die Prophetien. Da ihm jedoch erfüllte Prophetien in NT durchaus bewusst sind, bleibt ihm nur der Ausweg diese zu leugnen, indem er den Schreiber bezichtigt, die Aufzeichnungen bewusst so manipuliert zu haben, dass sie sich erfüllen (Insbesondere in Bezug auf Jesus). Des Weiteren setzt er die neutestamentlichen Apokryphen (Später verfasste Schriften, die teilweise von Sektierern benutzt wurden) in denselben Status, wie die Evangelien.  Beispielsweise wird in späteren apokryphen Schriften beschrieben, dass Jesus Judas selbst die Anweisung gab, ihn zu verraten. Die Konzilien hätten also lediglich aus einem Pool an Schriften die heutigen vier Evangelien ausgewählt und in die Bibel aufgenommen, da sie am wenigsten surreal wirkten (Immerhin erkennt er einen Unterschied zwischen Apokryphen und Evangelien). Eine andere Sichtweise ist, dass die Konzilien lediglich die Schriften festsetzten, die sowieso schon von den Christen als wahr anerkannt waren. Die Festsetzung in den Konzilien war daher lediglich ein Mittel, um sich von den aufkommenden apokryphen Schriften abzugrenzen.

 

imageIm weiteren Verlauf des Buches stellt Dawkins den Gott der Christen als gehässiges Monster dar. Er nimmt zur Verdeutlichung seiner These den „Völkermord“ aus Josua und diverse stellen aus der Richterzeit. Nun schildern diese Berichte wirklich ziemlich dramatische Szenen und (aus menschlicher Sicht) ein drastisches Eingreifen Gottes, obgleich hinter alldem der Plan und das Versprechen Gottes gegenüber Seinem Volk steht. Wie bewertet man solche Bibelstellen?

Wenn wir ein biblisches Verständnis von der “Sünde” haben, muss man anders an die Thematik herangehen. Sünde (also das Handeln gegen den Willen Gottes) hat Gericht (bzw. Strafe) zur Folge. Entweder im Leben der Menschen auf der Erde, oder nach dem Tod. Da die Völker nicht den Gesetzen Gottes folgten, standen sie unter dem Gericht Gottes. Es war vielmehr die Gnade Gottes, dass er die Völker trotz der Sünde noch gewähren ließ. Die Bibelstelle in 1.Mose 15,13-16 zeigt das besonders deutlich: “Denn die Ungerechtigkeit (…) ist noch nicht voll”. Israel musste erst noch 400 Jahre in Ägypten verweilen, bis die Völker in Kanaan gerichtet wurden. Auch die Erwählung von Israel als Volk Gottes war reine Gnade. Das biblische Gottesbild umfasst beides, nämlich den gerechten und den liebenden Gott, der die Sünde(r) richten muss, aber dennoch die Menschen liebt. Von der Bibel her ist der Mensch ein Feind Gottes. Wenn wir hier noch im Wohlstand und Frieden leben, ist das Gnade, aber nichts, was wir verdient hätten. Zu diesem Thema ist dieser Artikel (wenn auch von Zeugen Jehovas) sehr interessant: http://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/2010006. Auch Israel ist in der Richterzeit nicht von Strafe verschont worden. Die Schilderungen im Buch “Richter” zeigen keine Dinge, die Gott gutheißt, sondern offenbart vielmehr das Wesen des Menschen, wenn er “tut was er will”.

Dawkins geht von einem “guten” Menschen aus. Wenn der Mensch gut ist und keine Schuld vor Gott hätte, dann wäre das Handeln Gottes wirklich ungerecht und eine Art Völkermord! Das biblische (und wie ich meine auch erfahrbare) Bild des Menschen ist aber nicht “gut”. Wenn wir wirklich Geschöpfe sind und nicht so handeln wie der Schöpfer es möchte, ist alle Verzögerung der Strafe reine Gnade. Da Dawkins aber ein falsches, bzw. garkein Gottesbild hat, kann er die Berichte im Alten Testament nur als “ungerecht” werten. Im gesamtbiblischen Kontext ist es aber durchaus nachvollziehbar.

 

Wenn man nun von einem reinen Materialismus ausgeht, muss aber die Religion irgendwoher kommen. Zudem muss sie in irgendeiner Art „nützlich“ sein (Entweder in sich selbst nützlich, oder nützlich für die Menschen). In seiner komplexen Theorie der Memplexe definiert er „Religion“ als eine Art „Abfallprodukt“ sinnvoller kognitiver Fähigkeiten. Also bei der evolutionäre Entwicklung  des Verstandes entstand als “Nebenprodukt” das Phänomen “Religion”. Generell ist zu beobachten, dass er Religion negativ bewertet. In seinen Augen ist Religion eines der Grundübel der Welt. Es verursacht Streit, Krieg, Geldverschwendung und Minderung der Lebensfreude. Laut seiner Ansicht kommt die Moral auch nicht von der Religion, denn er sieht den Mensch als „natürlich gut“ und Gott als „moralisch schlecht“. Als Begründung dafür zitiert er wieder die Stellen aus Josua, dem Pentateuch und Richter. Er beschreibt, dass es gut ist, dass sich die Menschen eben nicht nach der Moral der Bibel richten, denn sonst wäre die Welt absolut gehässig. Hierzu verweist er auf Stellen, die davon berichten, dass ein Mann, der am Sabbat Holz sammelte umgebracht werden sollte. Oder die Stelle, dass Kinder umgebracht werden sollten, wenn sie den Eltern nicht gehorchen. Eine Möglichkeit das zu lösen ist, dass das Strafgesetzbuch der damaligen Zeit explizit für das Volk in in dieser Situation anzuwenden ist. Somit kann man es heute nicht 1 zu 1 umsetzen.

Die „Religionen“ werden als eine Art „Viren“ an die Kinder vererbt. Kinder nehmen in einem bestimmen Alter (0 – ca. 7 Jahre) alles an, was eine Autoritätsperson ihnen sagt. Somit übernehmen sie laut Dawkins auch unbewusst die Religion der Eltern und richten ihr Leben danach. Dennoch ist das eine pauschalisierte Aussage. Es gibt viele Berichte darüber, dass grade Kinder aus Pastor-Familien nicht den Weg ihrer Eltern gehen. Vielleicht mag diese pauschale Aussage für die religiöse Tradition gelten (Weihnachten in die Kirche gehen, etc.), aber nicht für den biblischen Glauben. Die Entscheidung, Jesus anzunehmen muss jeder für sich selbst treffen.

Da er Religion als negativen “Virus” sieht, findet er es fatal, wenn Fundamentalisten Kinder „missionieren“, da sie ihnen ein verzerrtes Weltbild überstülpen. Deshalb muss diese Gehirnwäsche, die den (neutralen) Kindern verpasst wird, unterbunden werden. Doch Dawkins geht wieder von seinem eigenen Standpunkt aus: Wer sagt, dass sein Darwinismus nicht ebenso eine „subjektive“ Weltanschauung ist?!

 

imageFundamentalisten kommen in seinem Buch denkbar schlecht weg. Sie tun ihm sogar etwas leid, denn sie vergeuden ihr Leben und ihren Intellekt in ihren irrationalen Gedankengebäuden. Sie fürchten sich allezeit vor Sünden und vor der „Überwachungskamera“ im Himmel. Sie können ihr Leben nicht wirklich genießen. Wenn diese Fanatiker nun unter sich bleiben würden, wäre ja alles gut, doch sie müssen ja andere mithineinnehmen, indem sie missionieren, sich in die Luft sprengen, unschuldige Kinder indoktrinieren oder die (gute darwinistische) Wissenschaft mit ihrem Kreationismus angreifen.

Diese Argumentation ist aus reinen logischen und materialistischen Perspektive durchaus nachvollziehbar. Man kann es auch in gewisser Hinsicht auf Fanatiker anderer Religionen anwenden. Dennoch ist sie subjektiv!

Auch behandelt Dawkins aufbauend auf dieser Grundlage die Themen Homosexualität und Abtreibung. Wenn man die biblische Grundlage leugnet und anhand der Evolution argumentiert, muss man zu dem Schluss kommen, dass diese Verhaltensweisen (wie Homosexualität) irgendeinem Zweck dienen (den die Wissenschaft irgendwann einmal finden wird). In Bezug auf das Thema Abtreibung steht im Mittelpunkt, was die Frau für sich wünscht, denn jeder Mensch ist letztlich nur Materie und in einem nicht ausgereiften Status auch nicht wirklich Mensch. Deshalb verurteilt er die Haltung des Christentums scharf, die aufgrund der schädlichen „Religion“ argumentiert.

 

Man erkennt in allen seinen Ausführungen den extremen Materialismus, der sich im Darwinismus aber auch in der Betonung des eigenen Verstandes bemerkbar macht. Er postuliert, dass Atheisten meist höheren Bildungsschichten angehören und die “Religion” überwunden haben. Des Weiteren spricht er oftmals von einer „Bewusstseinserweiterung“ im Sinne des Darwinismus. Was er genau damit meint, bleibt nach meinem bisherigen Verständnis offen. Jedoch schreibt er, dass (in verkürzter Form) intelligente Leute nach der Bewusstseinserweiterung seine Argumentation verstehen würden. Wenn wir also seine Argumentation nicht verstehen, sind wir noch im minderentwickelten religiösen Denken verblieben.

Der Verstand ist also die höchste Instanz zur Beurteilung (vgl. dazu Sprüche 3,5). So kann man natürlich auch kein Wesen akzeptieren, dass den Verstand übersteigt (Natürlich muss Gott den Verstand übersteigen, denn wie soll ein Wesen einen Verstand erschaffen, wenn es selbst nicht über dem Verstand des Geschöpfs steht. Dann wäre dieser Gott kein Gott!). Es kann deshalb keine Wunder geben und alles muss materialistisch (durch die beste Erklärung des Darwinismus) entstanden sein. Weil es also (per Definition) keinen Gott geben kann, müssen die zu Anfang des Artikels geschilderten Zufälle passiert sein, denn sonst wären wir nicht hier. Und da deshalb der Darwinismus richtig ist, kann es also keinen Gott geben, denn am Anfang des Universums muss (per Definition) etwas „einfaches“ gewesen sein, denn natürliche Selektion entwickelt sich immer höher. Zudem stellt sich die Frage, wer Gott geschaffen hat? Da es also keinen Gott geben kann … usw. (Zirkelschluss)

 

planet_erdeDie Weltanschauung von Dawkins ist „in sich“ schlüssig. Wenn man die Welt ohne Gott erklären möchte, kann man es damit ganz gut tun. Wenn man aber von einer biblischen Weltanschauung ausgeht, kann man jedoch alles anders interpretieren. Es gibt noch so viele Lücken in unserer Erkenntnis, dass wir die Welt durchaus in unterschiedlicher Weise interpretieren können. Es ist reiner Glaube, dass der Darwinismus irgendwann alles erklären kann. Genauso kann man in diesem Punkt an Gott glauben. Auch zeigt die Geschichte deutlich, wie Weltanschauungen kamen und gingen. Nun leben wir in einer Zeit des Materialismus, in der diese Anschauung modern ist. In einigen Jahren kann das aber durchaus anders sein.

Dennoch ist es schön, dass Dawkins für eine Überzeugung kämpft und noch nicht im Einheitsbrei des postmodernen Subjektivismus untergegangen ist.

 

Fazit: Wenn man das Buch liest, um sich eine Möglichkeit zu erarbeiten, endlich die normale traditionsbeladene Religion zu verlassen, dann kann ich es nachvollziehen, dass dieses Buch „vom Laster der Religion“ befreit. Scheinbar bin ich mit meinem Gauben ein Opfer „jahrelanger kindlicher Indoktrination“, denn ich habe es als „religiöser“ Mensch in die Hand genommen und es nicht als Atheist wieder zugeschlagen. Obgleich das Buch mit dem Ziel geschrieben ist, Menschen zum Atheismus zu „bekehren“ (was nebenbei sehr an Religion erinnert), scheint dies nicht immer der Fall zu sein.

Ich denke, dass man im Vorhinein einen Grundskeptizismus gegen die eigene Religion hegen muss, um sich mithilfe des Buches eine neue Weltanschauung zu erarbeiten. Wie bereits erwähnt, ist sie in sich logisch, sofern man nicht an Gott glauben KANN oder MÖCHTE und den Verstand an die erste Stelle setzt. Das bedeutet aber NICHT, dass Christen ihren Verstand ausschalten sollen. Eine wissenschaftliche Forschung kann doch auch mit dem Erstaunen über Gottes Kreativität gedeihen. Es kann doch auch die Erforschung von Gottes wunderbaren Naturmechanismen aufgrund der reinen Neugier erfolgen. Warum muss zwingend Darwinismus der Antrieb sein?

Wer meint, dass Naturwissenschaftler nicht religiös sein können, hängt dem mechanistischen Weltbild des 19. Jahrhunderts an. Damals schien es, als ließe sich die Welt durch die Bewegung und Kollision kleinster Partikel erklären. Eine Illusion, wie man heute weiß: Die Quantenmechanik zeigt, dass sich Materie ständig wandelt und verflüchtigt.
[…]
Der nicht religiöse Naturwissenschaftler versucht, alles, was ist, auf physikalische Größen und Prozesse zu reduzieren. Für den gläubigen Forscher besteht der Sinn im Wirken des Schöpfers, der die Welt im Innersten zusammenhält. Beide Einstellungen sind Glaubenssache, sind möglich, sind naturwissenschaftlich weder zu beweisen noch zu widerlegen, beeinflussen auch keineswegs die Methodik und die Ergebnisse der Forschung. Sicher wissen können wir nur das, was uns die
Naturwissenschaft sagt, aber sie schweigt zu vielen Fragen, die uns tief berühren. Ob ein Forscher diese Fragen als glücklicher Atheist oder als tief Glaubender beantwortet, bleibt seine persönliche Entscheidung.
(Quelle:
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/06/Religioese-Wissenschaftler-Pro-Contra – Datum: 16.06.2014)