Teil2 – Die Auswirkung vorgefasster Meinungen

worshipWas fällt dir ein, wenn du an eine Sekte denkst?
(Ekstase / Opferzeremonien / Unterdrückung / fesselnde und überholte Moralvorstellungen / Weltfremd / …)

Was fällt dir ein, wenn du an Fundamentalisten denkst?
(Terroranschläge / Fanatismus / Islam / …)

Obwohl dieses Thema auf den ersten Blick nicht wirklich in die Reihe der Zufallstheorie zu passen scheint, ist es dennoch immens wichtig, um die Diskussionen über dieses Thema verstehen zu können.
Zudem benötigen wir es, um (mediale) Berichte über fundamentale Christen besser einschätzen zu können.
Dabei greifen wir wieder auf das in Artikel 1 beschriebene Grundfragenmodell zurück.

(Zitat aus einer Videobeschreibung von Youtube)

Eine sehr gute Doku über den Einfluss fundamentalischer Christen (s.g. Evangelikale) in der Welt.
In meinen Augen stellen diese Menschen eine Gefährdung für die Freiheit und die demokratische Grundordnung in Deutschland und der Welt dar. Alle Gegner dieser Bewegung werden öffentlich an den Pranger gestellt und bedroht. In meinen Augen stellen diese Menschen in Zukunft eine weitaus größere Bedrohung für uns dar als radikal islamische Terroristen, da diese Gruppierung kaum jemand kennt und sie sich sehr schnell ausbreitet.
Eigentlich kann ich kaum verstehen wie aufgeklärte Menschen in der heutigen Zeit auf so einen Unsinn hereinfallen.. Ich schätze dies hängt mit verminderter Intelligenz zusammen.

Teil 1 (Vorgefasste Meinung: Zufallstheorie // Schöpfung)

Sobald man an einen Sachverhalt herangeht, ist meist schon eine vorgefasste Meinung im Spiel um das Betrachtete bewerten zu können.
Dabei spielen Vorurteile, Meinungen anderer Menschen, das eigene Weltbild und die persönliche Verfassung eine Rolle.


Ein Beispiel:
Ein Medizinmann inmitten des Regenwalds hat für einen Kranken einen Heiltrank gebraut und ihn mit verschiedenen Zeremonien von den Stammespriestern weihen lassen.
Und tatsächlich: Der Kranke wird gesund!
Ein Stammesmitglied, ein Christ, ein atheistischer Wissenschaftler und ein Esoteriker bewerten nun das Geschehene.
Für das Stammesmitglied ist es das Wirken ihres Stammesgottes.
Für den Christen könnte es das Wirken dämonischer Mächte sein.
Für den atheistischen Wissenschaftler ist es lediglich die richtige Mischung von Heilkräutern.
Für den Esoteriker ist es die Kraft des großen Ganzen, der Natur, etc…
Jeder sieht den an sich neutralen Sachverhalt anders und interpretiert das Gesehene so, dass es in das eigene Weltbild passt.

Das bedeutet:
Nicht immer wird aus dem Sachverhalt die Meinung gebildet, sondern oftmals bestimmt die vorgefasste Meinung, wie wir einen Sachverhalt bewerten.

Das Stammesmitglied spricht zum Wissenschaftler:
Sehen Sie, unser Gott existiert und wirkt.
Der Wissenschaftler:
Nein, Sie unterliegen einem Aberglauben. Es gibt keinen Gott. Der Trank besteht nur aus der richtigen Mischung von Heilpflanzen.
Stammesmitglied:
Aber sie sahen doch, dass es gewirkt hat.
Wissenschaftler:
Ja, weil die Heilpflanzen auf chemischer Ebene wirkten und die Heilung veranlassten. Da ist kein Gott.
Stammesmitglied:
Aber unser Gott ist in allen Pflanzen. Er bewirkt mit seiner Kraft, dass bestimmte Pflanzen heilsam sind. Was Sie Chemie nennen ist für uns ein Gott.

In diesem fiktiven Beispiel sehen wir, wie vorgefasste Meinungen die Wirklichkeit so interpretieren, wie es in das eigene Weltbild passt.
Dementsprechend ist auch im Beispiel die Argumentation beider Parteien unterschiedlich.
Da Christen von der Existenz Gottes ausgehen, interpretieren sie natürlich auch die Welt entsprechend. Wenn sie dazu noch die Bibel als wörtlich inspiriert annehmen, ist es logisch, wenn auch der biblische Schöpfungsbericht anerkannt und argumentativ verteidigt wird.


Wie im ersten Artikel beschrieben, ist es anhand des logischen Grundfragenmodells unabwendbar, dass bibeltreue Christen die Zufallstheorie, sei es Abiogenese oder Evolution, nicht akzeptieren dürfen.
So stellt die atheistische Antwort auf die Frage der Lebensentstehung eine Gefahr für ihre religiöse Überzeugung dar.
Der Ausweg liegt entweder in der Distanzierung von wissenschaftlichen Auseinandersetzungen oder im Kampf gegen die Argumente der Zufallstheoretiker.

Die Zufallstheoretiker hingegen leugnen die Existenz (des biblischen) Gottes oder gehen von einem Gott aus, der mit der Welt nichts zu tun hat. Damit müssen die wissenschaftlichen Ergebnisse ohne Gott erklärt werden.
Dabei haben es die Zufallstheoretiker auf den ersten Blick schwerer. Die unerklärlichen (paranormalen) Dinge müssen logisch nachvollzogen oder geleugnet werden, wobei Christen es einfach auf übernatürliche Dinge (Gott / Dämonen) abwälzen.

Andererseits treffen die Zufallstheoretiker Aussagen, die solange Gültigkeit besitzen, bis sie widerlegt werden. Dabei liegt es nun an den Christen, die Aussagen zu prüfen und bei einer Fehlinterpretation (naturwissenschaftlich) zu widerlegen.
Somit entsteht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den beiden Parteien.

 

Was bringt uns das Wissen über diesen Sachverhalt?

Diese Voreingenommenheit in den Weltanschauungen erklärt den erbitterten Kampf um die Frage der Lebensentstehung / Evolution, bei dem eine Partei fundierte Aussagen aufstellt, die die andere Partei logisch widerlegt.
Wir wissen nun, dass mehr dahinter steckt als lediglich die Beantwortung einer wissenschaftlichen Frage, denn wie in Artikel 1 beschrieben, steht und fällt damit die Grundlage der atheistischen Weltanschauung –> Der Ast wird abgesägt.

Deshalb ist es so schwer, Christen von der Zufallstheorie zu überzeugen (und umgekehrt).

Zweitens können wir uns nun selbst prüfen, welche Sichtweise wir vertreten.
Dies ist wichtig um im Klaren zu sein, warum wir manche Aussagen vertreten.
Jeder muss sich selbst prüfen, ob er aufgrund von logischen Betrachtungen eine Aussage macht, oder ob es anerzogene oder von der breiten Masse geglaubte Sachverhalte sind.


Beispiel:
Man bekommt seit seiner Kindheit das kreationistische Weltbild gelehrt. Irgendwann erreicht man in ein Alter, in dem man alles in Frage stellt.
Nun kann man entweder weiter wie vorher (stupide) an die Schöpfung glauben (da das Thema keine Relevanz für einen hat), oder
man kann es hinterfragen und sich der Zufallstheorie zuwenden, oder  (Logische Schlussfolgerung – Dennoch evtl. durch Prägung in der Schule gefärbt)
man kann es hinterfragen und den Kreationismus als logisch betrachten.  (Logische Schlussfolgerung – Dennoch evtl. durch Prägung im christlichen Umfeld gefärbt)


 

Zusammenfassung Teil 1

Jeder hat seine individuelle Sicht auf die Realität.
Somit kann es vorkommen, dass wir einen Sachverhalt von vornehinein nicht akzeptieren (dürfen), da sonst unser vorgefasstes Weltbild in Frage gestellt würde.
Ein bekennender Atheist kann schwerlich akzeptieren, dass ein Gott das Leben erschuf.
Genauso wie ein bekennender Christ schwerlich die Auferstehung Jesu leugnen kann.
Folglich ist es sehr schwierig die Ansicht zu wechseln, da man sich selbst den Fehler der falschen Weltsicht eingestehen und vor seinen Freunden und Bekannten zu seinen Aussagen Stellung nehmen müsste.
(Das ist noch eine psychische Barriere die hinzukommt).

Dieser Artikel soll auf dieses Denken aufmerksam machen, sodass du dich selbst einschätzen kannst, wie du zu der Thematik stehst.
Damit kann man sich teilweise erklären, warum man manche Dinge einfach nicht glauben kann.

(Daher versuche die folgenden Artikel mal logisch zu betrachten. Ein Indiz für ein vorgefasstes Weltbild “kann” der unterschwellige Gedanke sein: Ich will das nicht akzeptieren. Davon sind natürlich auch Christen beim Lesen konträrer Texte nicht ausgeschlossen.)

 

 

Teil2 (Vorgefasste Meinung: Fundamentale Christen)

Es ist schon interessant zu sehen, wie bei mancher Berichterstattung und Titelwahl, die Meinung der Zuschauer in eine bestimmte Richtung gelenkt wird.
Dabei kommt es nach meinem Empfinden sogar teilweise zu einer Verknüpfung zwischen fundamentalen Christen und Rechtsextremen.
Weiterhin werden sie als “Gefahr” dargestellt.


Bitte achte mal darauf: Ist die Wortwahl wirklich “objektiv” oder sind nicht doch vorgefasste Meinungen im Spiel?
Ferner werden in ihrem Auftreten sehr extreme Gruppen im Video vorgestellt.
Diese Mischung aus indirekt urteilender Berichterstattung, für Außenstehende seltsam wirkende Weltanschauungen und Handlungen, schüren ein negatives Bild, das “fundamentale Evangelikale” in einen Topf wirft. Bemerkungen wie “kaum noch von Gehirnwäsche zu unterscheiden” bewirken indirekt Skepsis und eine gewisse Angst, eine Veranstaltung von Evangelikalen zu besuchen, da man ja durch Gehirnwäsche in dieses sektenartige Konstrukt geraten könnte.
Es ist schon erstaunlich, wie ein Video wirkt: Es wird indirekt eine ablehnende Haltung aufgebaut.
Obendrein werden Evangelikale dann als Gefahr (auch für Deutschland) dargestellt.

 

Von der Berichterstattung schon etwas sachlicher, dennoch nicht ganz vorurteilsfrei.


Ein gutes Beispiel für vorgefasste Meinungen ist, wenn von “fundamentalen Christen” gesprochen wird.
Allein das Wort „Fundamental“ lässt diese Christen in den Augen vieler Menschen näher an islamistische Gruppen rücken.
Dabei bedeutet “Fundamental” lediglich, dass eine inhaltliche Aussage als Fundament angenommen wird.
Dies ist bei den Christen die Bibel.
Also ist mit fundamentaler Christ jemand gemeint, der die Inhalte der Bibel so als wahr erachtet, wie sie dort stehen.
So gesehen ist dies ein fundamentalistischer Blog, der mit seinen längst überholten Werten und mittelalterlichen Ansichten eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt … WOW!

Also besser nicht weiterlesen 🙂

Diese etwas überspitze Aussage spiegelt dahingehend in der Tat das Bild in der Öffentlichkeit, bzw. das mediale Echo wider.
Das Überraschende an den Aussagen in der kritischen Berichterstattung ist, dass sie Recht hat.
Die Ansichten der Christen sind schädlich für die Gesellschaft, denn die biblischen Aussagen sind absolut nicht mehr zeitgemäß!
JEDOCH
Diese medienbezogenen Aussagen basieren ebenso auf einer vorgefassten Meinung:
Nämlich darauf, dass die Bibel nur ein Menschenwerk ist * .
Wenn das stimmt, dann sind die Aussagen der Bibel in der Tat nicht mehr zeitgemäß.
Dann ist es auch wichtig, fundamentale Christen mundtot zu machen, damit ihre falschen Lehren nicht weiter die Gesellschaft verpesten und Menschen in die Irre leiten (Ach, klingt das schön gehässig. Aber ich darf es ja schreiben :)).

Um die Bibel wörtlich als wahr akzeptieren zu können, muss man die Schöpfung der Lebewesen anerkennen (Eine Synthese von Evolution und Schöpfung ist nicht möglich: Siehe Artikel 4).
Aber wie „beweist“ man Schöpfung?
Indem man die Theorie der zufälligen Entstehung widerlegt.
(Es gibt keine wirklich ernstzunehmende Alternative. Da “etwas” existiert muss eine Aussage ja richtig sein.)

Und genau das werde ich in meinem nächsten Artikel behandeln.

 

Hinweis: Wenn deine vorgefasste Meinung sehr stark ist, wirst du jetzt schon denken:
„Ja, der kann die jetzige Theorie vielleicht widerlegen, aber die Wissenschaft lebt ja davon, Unbekanntes zu entschlüsseln. In Zukunft wird auch dafür eine Lösung gefunden werden.“
Falls du einen ähnlichen Gedanken hast, frage dich mal: Ist das denn nicht auch eine Art „Religion“, wenn du an die „Kraft“ der Wissenschaft appellierst, bzw. an die Wissenschaft “glaubst”?
Wenn das so ist, darfst du deine „Religion“ ja auch nicht verraten, was wiederum bedeutet, dass du die Aussagen in meinen folgenden Artikeln nicht akzeptieren darfst.
(Siehe Artikel 1)

 

OK, es ist überspitzt formuliert. Aber verstehst du, was ich meine?

Wenn du weißt, welche Meinung du hast, kannst du sie auch besser bewerten.

Weiter geht’s im dritten Artikel 🙂

 


*(Diese Meinung ist das Resultat aus der Aussage, dass die biblische Berichterstattung falsch ist. Um diese Haltung anzunehmen muss man annehmen, dass die Schöpfung nur ein Mythos ist. Damit akzeptiert man aber gleichzeitig die zufällige Entstehung des Lebens. Den Fall, dass die Schöpfung wahr ist, aber die Bibel falsch, behandele ich hier noch nicht, da es primär um die Zufallstheorie geht.)

 

Zum nächsten Artikel der Reihe?

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